Am gestrigen Samstagabend lud der wohl aktivste Promoter Deutschlands, Isa Topal, zu der zweiten Ausgabe der Licher Boxnacht in Hessen ein. Die Zuschauer in der nahezu ausverkauften Halle konnten sich auf viele Fights von Anfängern bis hin zu den Profis freuen. Der Höhepunkt des Kampftages war das hochklassige Duell um die K1 Europameisterschaft zwischen Nick Morsink gegen Atilla Tuluk. Aber auch der Co Main Event zwischen Samir Almansouri gegen Bilal Boudal war sehr spannend. Es wurde alles geboten und es gab viel Diskussionsstoff.
Promoter Isa Topal setzt nicht nur auf Stars bei seinen Events, sondern gibt auch immer wieder gerne jungen Talenten die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Ein paar dieser beherzten Talente möchten wir vorab hervorheben, bevor es zu den Hauptkämpfen geht.
Den Auftakt an diesem Abend machten Alparslan Kurmus vom Muay Thai Gym Mönchengladbach und Murtasa Mosavi vom Thai Gym aus Borken. Beide Kämpfer zeigten viel Herz und gingen mit
voller Überzeugung in ihre Angriffe, wobei der Kämpfer aus dem Thai Gym Borken die besseren Treffer landen konnte und am Ende doch recht knapp, aber verdient nach Punkten gewann.
Die beiden Damenkämpfe an diesem Abend müssen definitiv erwähnt werden. Zuerst kämpften Ayla Akdeniz vom Fightsport Gym aus Mainz und Jenny Nowak vom Lanna Martial Arts Gym aus Bochum gegeneinander. Beide Damen zeigten, dass Kampfsport keine reine Männerdomäne mehr ist. Akdeniz konnte mit einem technisch sehr sauberen Kampfstil glänzen und machte in der ersten Runde bereits viel Druck. Nowak versuchte mit harten Lowkicks dagegenzuhalten, da sie boxerisch unterlegen war. Und diese Lowkicks zeigten bereits in der zweiten Runde ihre Wirkung: Akdeniz musste die Auslage wechseln, aber hielt weiterhin ein sehr hohes Tempo. Beide Kämpferinnen schenken sich nichts in diesem spannenden Duell.
Doch am Ende stand die verdiente Siegerin mit Ayla Akdeniz aus Mainz fest.
Auch Zoe Baginski von Anima MMA Recklinghausen und Sina Sergeo vom Extreme Fightclub Gießen zeigten einen beherzten Damenfight. Das Duell der beiden jungen Athletinnen war höchst unterhaltsam. Beide suchten den Weg nach vorne und konnten mit vielen Schlag- und Tritttechniken gefallen. Dabei war Zoe Baginski ihrer Gegnerin technisch überlegen und hatte auch die klareren Treffer, was Sergeo mit hoher Schlagfrequenz versuchte auszugleichen. Die Punktrichter werteten den Kampf unentschieden.
Kampfsport in Deutschland ist in Sachen Jugendförderung noch in der Selbstfindungsphase. Zwei die man dabei nicht aus den Augen lassen sollte, sind die Talente Nico Burg vom Muay Thai Gym Mönchengladbach und Sebastian Mrosek von Lanna Martial Arts Bochum. Übrigens, Mrosek konnte sich vor gut 3 Wochen den Titel des Deutschen Amateur Meisters im Muay Thai sichern und Nico Burg sagt man schon seit einiger Zeit eine große Karriere voraus. Die beiden Jungspunde brachten die Zuschauer mit ihrem Duell zum Toben. Burg versuchte seine starken Boxkombinationen mit Kickabschluss durchzusetzen, die Mrosek wiederum mit harten Lowkicks und Knien beantwortete. Es ging hin und her. Beide Kämpfer konnten harte Treffer landen. Unaufhaltsam bearbeiteten sich die beiden jungen Athleten über 3 Runden und so kam es dann auch zu einem knappen Urteil. Mrosek besiegt Burg letztendlich nach Punkten, was nicht unverdient war, da er bis zum Ende sein Tempo hochhielt und mehr Treffer ins Ziel brachte.
Einen starken Boxkampf zeigte auch Slaibi Slaibi vom BKM Essen. Der Schützling von Timor Khalil zeigte gegen den schwereren Ruben Bungs eine technisch sehr gute Leistung und gewann verdient und einstimmig nach Punkten.
Im Co-Main-Fight des Abends trafen Samir Almansouri vom MMA Spirit Frankfurt und Bilal Boudal vom Tholel Gym aus den Niederlanden aufeinander. Bereits in der ersten Runde des Kampfes versucht Boudal klar zu machen, dass mit ihm nicht zu spaßen ist. Er legte wie die Feuerwehr los und versuchte Almansouri mit harten Fäusten einzuschüchtern. Der Frankfurter antwortete mit Push- und Highkicks, um sich seinen stürmischen Gegner vom Leib zu halten. Es war direkt eine Auseinandersetzung auf höchstem Level und beide Fanlager gaben beim Anfeuern ihrer Helden alles. Man hatte die furiose erste Runde noch nicht verdaut, da ging die zweite Runde genauso los, wie die Erste aufgehört hatte. Boudal versuchte sein Glück weiterhin mit harten Boxkombinationen, aber Almansouri blieb sehr cool und konterte klug, um immer wieder harte Nadelstiche per Lowkicks und Jabs zu setzen. Und diese Kicks von Almansouri knallten so laut in der Halle, dass man sie bis in die Umkleide hören konnte. Ein Duell auf Augenhöhe bis zu diesem Zeitpunkt. Doch zum Ende der zweiten Runde feuerte der Kämpfer aus Frankfurt einen rechten Haken ab, der Boudal zu Boden schickte. Der Kämpfer aus den Niederlanden kam nur schwer wieder auf die Beine, um bei 9 wieder einigermaßen zu
stehen. Da war aber auch schon längst die Ringpause eingeläutet. Almansouri leckte in der dritten Runde Blut und suchte nun mit klaren Aktionen den Weg nach vorne. Er behielt dabei aber immer einen kühlen Kopf und schaute sich seinen Gegner genau aus, um mit einem harten Körperhaken, von dem sich Boudal nicht mehr erholen konnte, das Duell zu beenden.
Und dann kam es zum langersehnten Mainfight um die WFMC Europameisterschaft. Und dieser wird die Kampfsportgemeinde sicherlich noch länger beschäftigen, da hier aufgrund des Kampfverlaufes und des Endergebnisses das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.
Im Hauptkampf des Abends standen sich nämlich Nick Morsink vom Thai Gym Borken und Atilla Tuluk vom Extreme Fightclub Gießen im K1 gegenüber.
Morsink, der mittlerweile auch von K1 Legende Peter Aerts betreut wird, wurde auf den Titelfight von seinen langjährigen Freunden und Trainern aus Borken vorbereitet. Auf der anderen Seite stand mit KO Maschine Atilla Tuluk ein Kämpfer mit starker Physis und Athletik, mit dem es kaum ein Gegner bis gestern über die Runden zu gehen schaffte.
Bereits in der ersten Runde sah man die Entschlossenheit beider Ausnahmeathleten. Tuluk gefiel mit kraftvollen harten Pushkicks, um sich seinen beweglichen Kontrahenten vom Leib zu halten. Morsink glänzte mit guten Kombinationen aus Fäusten und Kicks. So war es von Beginn an ein Fight auf hohem Niveau. Ab der zweiten Runde gewann Morsink etwas Oberwasser und konnte mehr klare Treffer als Tuluk ins Ziel bringen. Der Gießener versuchte seinerseits mit harten Kicks zu kontern. In der dritten Runde gingen beide Gegner wilder als zuvor aufeinander los und schenkten sich weiterhin nichts. Morsink hatte aber auch wie in den Runden zuvor zumindest optisch die klareren Treffer. Tuluk wirkte etwas müder zu diesem Zeitpunkt, hatte vielleicht mit seinem aufwendigen kräftezehrenden Stil ein paar Körner mehr gelassen. In der 4. Runde des Kampfes blieb Morsink sehr agil, aber Tuluk kam wieder besser in den Kampf zurück. In der letzten Runde landeten beide Kämpfer harte Fäuste, wobei Morsink die Distanz aus der Trefferzone gut überbrücken konnte. Die letzte Runde dominierte der Borkener, wobei Tuluk nicht eine Sekunde ans Aufgeben dachte.
Der Sieger schien nach 5 Runden mit Nick Morsink festzustehen,. Doch es kam anders, denn der Titel wurde Atilla Tuluk zugesprochen.
Die Seite von Morsink legte gegen das Urteil prompt Einspruch ein. Man darf gespannt sein, wie es in diesem Fall weiter geht.
Aber macht euch selbst ein Bild von den Kämpfen in Lich.
Auf unserer Facebook Seite werden alle Kämpfe in Kürze online sein.
Die Ergebnisse im Überblick:
Murtasa Mosavi (Thai Gym Borken) besiegt Alparslan Kurmus (Muay Thai MG) mit 2:0 Punktrichterstimmen.
Asmat Gondal (MMA Spirit Frankfurt) besiegt Josha Weber (Bodschock Gießen) einstimmig nach Punkten.
Nando Tholel (Tholel Gym NL) besiegt Selcuk Aytac (Alpha Muay Thai Lohr a. Main) durch geteilten Punktentscheid.
Flo Jakubowski (Lanna Martial Arts Bochum) besiegt Kaan Uzun (Muay Thai MG) nach geteilten Punktentscheid.
Taniclan Toktas (Red Panthers Wuppertal) gegen Philipp Lechner (Tempel Fightschool) endet unentschieden.
Ayla Akdeniz (Fightsport Gym Mainz) besiegt Jenny Nowak (Lanna Martial Arts) mit 2:0 Punkten.
Gregor Nebuth (Friedberg) besiegt Erkan Kursunlu (Muay Thai Mg) durch KO in der ersten Runde.
Kacper Suita (Tempel Fightschool) besiegt Darko Knesevic (Red Panthers Wuppertal) mit 2:0 Punktrichterstimmen.
Morteza Amiri (Lanna Martial Arts) besiegt Adam Tamarov (TSV Allersberg) nach geteilten Punktentscheid.
Zoe Baginski (Anima MMA) gegen Sina Sergeo (Extreme Fightclub Gießen) endet unentschieden.
Darko Knesevic (Red Panthers Wuppertal) besiegt Samir Tobaki durch Aufgabe in der 3. Runde.
Moes Tahiri (Tholel Gym NL) gegen Erdem Sen (Alpha MT Lohr a. Main) endet unentschieden.
Sebastian Mrosek (Lanna Martial Arts) besiegt Nico Burg (Muay Thai MG) mit 2:0 Punktrichterstimmen.
Slaibi Slaibi vom BKM Esse besiegte Ruben Bungs einstimmig nach Punkten.
Sebastian Jurzyck (THMMA Gießen) besiegt Mortesa Attei (Alpha Muay Thai Lohr a. Main) mit 2:0 Punktrichterstimmen.
Atin Karabet (BKM Essen) gegen Orhan Bayrak (Lanna Martial Arts) endet unentschieden.
Andre Ber (THMMA Gießen) besiegt Süleyman Ekci (Alpha Muay Thai Lohr a. Main) nach Punkten.
Mehdi Hebibzhade besiegt Rene Stark (Bodyschock Gießen) durch Disqualifikation in der 3. Runde.
Samir Almansouri (MMA Spirit Frankfurt) besiegt Bilal Boudal (Tholel Gym) durch KO in den 3. Runde.
Atilla Tuluk (Extrem Fightclub Gießen) besiegt Nick Morsink (Thai Gym Borken) durch geteilten Punktentscheid.