Haqparast und Azaitar siegen! Hein, Taha und Zawada ohne Glück!

Das war sie also, die diesjährige UFC Fight Night in Hamburg. Man kann sagen, dass MMA in Deutschland immer mehr ankommt. Eine gut gefüllte Halle und die tolle Stimmung auf den Rängen bestätigten dies. Viel wurde über die Fightcard im Vorfeld geschimpft, aber man muss zugeben, sie hat letzten Endes überzeugt. Zum ersten Mal waren fünf Athleten, die in Deutschland das Kämpfen lernten, bei einer UFC Veranstaltung gleichzeitig dabei.
The Warrior verliert beim UFC Debüt
Den Anfang machte Khalid „The Warrior“ Taha (12-1) gegen Nad Narimani (10-2). Taha gab sein UFC Debüt, genau wie sein Kontrahent. Narimani ist sicherlich alles andere als ein einfacher Gegner für den Einstieg, denn der Engländer kam als amtierender Cage Warriors Champion. Den Titel entriss seinem hoch gehandelten Landsmann Paddy Pimblett. Im Hotel machte der Brite tags zuvor einen sehr entspannten Eindruck, doch das sollte sich im Käfig ändern.
In der ersten Runde versuchte Taha direkt seine explosiven Hände einzubringen und beeindruckte Narimani . Der Brite wusste, dass er sich nicht auf ein Stand-Duell einlassen durfte und versuchte mit seinem guten Wrestling, den Kampf auf den Boden zu verlagern. Er gab alles um Taha am Boden festzunageln, doch der Deutsch-Libanese konnte sich immer wieder hoch kämpfen.
In der zweiten Runde ein ähnliches Bild – Taha setzte Treffer im Stand und Narimani suchte den Bodenkampf. Ein ständiges Auf und Ab in dem sich beide Kämpfer nichts schenken. Taha igelte sich nicht am Boden ein, sondern schlug selbst mit und konnte sogar einen harten Ellenbogen anbringen, sodass Narimani seinen Mundschutz verlor.
In Runde 3 versuchte Taha alles um den Kampf noch für sich zu entscheiden, traf auch mit einem gesprungenen Knie, doch am Ende vergebens. Trotz guter Leistung verlor er einstimmig nach Punkten.
Nick Hein mit zweiter Niederlage in Folge
Als nächstes war der „Seargent“ Nick Hein (14-3) an der Reihe. Ihm gegenüber stand Damir Hadzovic (11-4). Bereits beim Einwiegen zeigten beide Kämpfer, dass es um einiges geht. Denn Hadzovic verlor 2 seiner 3 UFC Kämpfe. Eine dritte Niederlage würde vermutlich das Aus bei der UFC bedeuten. Aber auch Hein wollte unbedingt in die Erfolgsspur zurückfinden. Seinen letzten Kampf in Brasilien verlor er gegen Davi Ramos via Submission in der ersten Runde. Das passte dem Seargent gar nicht, umso mehr sehnte er sich vor heimischer Kulisse in Hamburg nach einem Sieg.
Beide tauschten vereinzelte Schläge in der ersten Runde aus, ohne richtig gefährlich zu werden. Jedoch konterte Hein sehr geschickt die Angriffe des Bosniers und konnte ab und an punkten. In Runde 2 ging Hadzovic wieder nach vorne und landete Nadelstiche, die Heins Gesicht und Nase ein wenig lädierten. Doch Hein steckte nicht auf und machte unbeeindruckt weiter und traf selbst.
Die dritte Runde wollte Hein nochmal zeigen was er kann und landete direkt einen harten rechten Haken, der Hadzovic zu Boden brachte. Der Bosnier stand schnell wieder und brachte sich selbst mit harten Treffern und einem guten High-Kick zurück in den Kampf und schließlich mit einer harten Rechten Hein zu Boden brachte. Von da an übernahm der Bosnier mehr das Ruder und gewann schließlich den Kampf knapp mit 2:1 Punktrichterstimmen.
Haqparast siegt mit grandioser Performance
Ein echtes Heimspiel hatte Nasrat Haqparast (8-2). Der Hamburger mit Afghanischen Wurzeln brachte viele Fans und genügend Motivation mit. Sein Gegner Marc Diakiese (12-2) dagegen benahm sich schon zuvor beim Media Day als auch beim Einwiegen total daneben. Der Brite versuchte zu provozieren, indem er seine Faust in Haqparasts Gesicht drückte. Der 22-jährige Hamburger sollte den Briten dafür bestrafen.
Diakiese war vor dem Kampf auch mehr damit beschäftigt, die Zuschauer gegen sich aufzubringen, als sich auf den Kampf zu konzentrieren. Keine gute Idee, da Haqparast bereits bei seinem UFC Debüt in Danzig bewies, dass er ein gefährlicher Stand-Kämpfer ist.
Beide tasteten sich zu Beginn ab, aber Haqparast deutete direkt an, dass er den Kampf frühzeitig beenden könten. Jedes Mal wenn er den Engländer stellte, wurde es extrem gefährlich. Harte Fäuste und harte Knie gingen auf Diakiese, dem schnell das Lachen verging und sich meistens auf der Flucht befand. Am Ende der ersten Runde wirkte der Engländer, der mit seinem roten Irokesen etwas an einen Hahn erinnerte, stark benommen und wusste nicht mehr, in welche Ecke er taumeln sollte.
In der zweiten Runde übernahm wieder Haqparast die Führung und landete harte Treffer, bis ihm Diakiese mit dem Finger ins Auge stach. Nach kurzer Unterbrechung überrollte Haqparast seinen Kontrahenten, der ständig wegrannte. Haqparast lauerte auf die Chance den Kampf frühzeitig zu beenden und brachte Treffer nach belieben ins Ziel. Zum Ende der zweiten Runde ging der Brite nach einer Schlagserie von Haqparast sogar zu Boden. Der Hamburger setze entschlossen hinterher, nur der Pausengong rettete Diakiese vor dem Knockout.
Auch in der dritten Runde dominierte der junge Hamburger in allen Bereichen. Eine beeindruckende Vorstellung. Diakiese war sichtlich gezeichnet und kämpfe nur noch ums überleben. Die Halle tobte den ganzen Kampf über und erst Recht, als Haqparast zum einstimmigen Sieger nach Punkten ernannt wurde und seinem überheblichen britischen Gegner eine wahre Lehrstunde erteilte.
Zawada verliert unglücklich
Vierter Kämpfer im Bunde aus Deutschland war David Zawada (16-3). Der Düsseldorfer mit polnischen Wurzeln bekam eine Woche zuvor das Angebot kurzfristig einzuspringen. Und Sagat, so sein Kampfname, bewies ”Eier” wie es in der Kämpfersprache heißt, denn einen Kampf so kurzfristig bei der UFC gegen Danny Roberts (15-3) anzunehmen, ist aller Ehren wert.
Und Zawada begann sehr aggressiv. Beide Kämpfer lieferten sich einen guten Schlagabtausch bevor der Deutsch-Pole einen Takedown versuchte und selbst unglücklich auf dem Rücken landete. Beide Athleten verbrachten die meiste Zeit der Runde auf dem Boden, wo Zawada noch einen Armbar versuchte, bevor es in die Pause ging.
In der zweiten Runden drehte Zawada auf und konnte im Stand überzeugen und brachte Roberts anschließend zu Boden. Nach seinem starken Grappling konnte Roberts switchen und übernahm den Rest der Runde selbst die Initiative.
Zum Anfang der dritten Runde gingen beiden Akteuren langsam die Puste aus, doch trotzdem schenkten sie sich nicht. Nach einem Takedown versuchte Zawada mehrfach eine Arm-Triangle anzusetzen, blieb allerdings erfolglos. Roberts schaffte zum Ende noch einmal die Position zu wechseln und blieb den Rest der Runde auf Zawada, was ihm anschließend einen Sieg nach Split Decision sicherte. Wir hatten allerdings Zawada eher leicht vorne gesehen.
Danny Roberts und David Zawada sicherten sich für ihre Schlacht den ”Fight of a Night Award”. Der Düsseldorfer bewies mit seiner starken Vorstellung, dass er in der UFC gut aufgehoben ist.
Abu Azaitar siegt nach Punkten
Und last, but not least stand der Kampf des populärsten Fighter im deutschsprachigen Raum an. Abu Azaitar (13-1) kämpfte nach knapp zweijähriger Abstinenz gegen den 39-jährigen Vitor Miranda (12-6) aus Brasilien. Beide Kämpfer lassen am liebsten im Stand die Fäuste sprechen. Wer ein wenig Ringrost bei Azaitar erwartet hatte, sah sich getäuscht. In der ersten Runde war er der aktivere Fighter im Cage. Miranda versuchte sich Azaitar zurecht zu legen, aber der Marokkaner war ein zu bewegliches Ziel, sodass Miranda die Taktik änderte und sich einen Takedown sicherte. Azaitar löste sich und stürmte hinterher, da er Blut geleckt hatte, doch die Sirene beendete seine Jagd vorerst.
Auch in der zweiten Runde war Azaitar der aktivere Kämpfer mit den klareren Treffern. Miranda versuchte sein Heil wieder mit Takedowns und schaffte es sogar diesen zu mounten. Doch der in Köln aufgewachsene Marokkaner riss sich los und wechselte die Position.
In der dritten Runde kam es zu einer extrem gefährlichen Armbar seitens Miranda. Ein Mal mehr zeigte Azaitar seinen unbändigen Willen und befreite sich. Am Ende entschieden die Punktrichter einstimmig für Abu Azaitar.
Shogun wird ausgenockt
Im Hauptkampf des Abends traf der legendäre Brasilianer Mauricio ”Shogun” Rua auf den US-Amerikaner Anthony Smith. Smith fing mit einem Frontkick an, der Shogun zum wackeln brachte und worauf der Ami Blut geleckt hatte und konsequent nachsetzte und nach anderthalb Minuten Rua mit Schlägen ausknocken konnte.
Smith sieht sich spätestens Ende 2019 als Champion im Light Heavyweight. Wenn er so weiter macht, kann er durchaus bei den ganz Großen mitspielen.
Ein toller UFC Abend, der aus deutscher Sicht einen ticken besser hätte laufen können, aber trotzdem unglaublich Spaß und Lust auf mehr gemacht hat.
Text: Momo Sa
Die Ergebnisse aus Hamburg
Liu Pingyuan bes. Damian Stasiak via unanimous Decision
Darko Stosic bes. Jeremy Kimball via TKO R.1 3:13
Manny Bermudez bes. Davey Grant via Triangle Choke R.1 0:59
Aleksandar Rakic bes. Justin Ledet via unanimous Decision
Nad Narimani bes. Khalid Taha via unanimous Decision
Bartosz Fabinski bes. Emil Meek via unanimous Decision
Damir Hadzovic bes. Nick Hein via split Decision
Nasrat Haqparast bes. Mar Diakiese via unanimous Decision
Danny Roberts bes. David Zawada via split Decision
Marcin Tybura bes. Stefan Struve via unanimous Decision
Abu Azaitar bes. Vitor Miranda via unanimous Decision
Corey Anderson bes. Glover Texeira via unanimous Decision
Anthony Smith bes. Shogun Rua via TKO R.1 1:39