Zur 111. UFC-Fight Night versammelten sich einige der besten MMA-Kämpfer der Welt zum Stelldichein im Singapore Indoor Stadium in Kallang. Die Veranstaltung bescherte den Fans einige spannende Kämpfe, die in einem Main Event mündeten, der es in sich hatte.
Rafael Dos Anjos vs Tarec Saffiedine
Nach seinem Titelverlust gegen Eddie Alvarez und einer weiteren Niederlage gegen Tony Ferguson konnte der ehemalige Champion der 155 lbs-Klasse mit einem durchwachsenen und hart erkämpften Punktsieg bei seinem Weltergewichts-Debut gegen Tarec Saffiedine wieder in die Erfolgsspur zurückfinden und setzt damit das wichtige Signal, dass mit ihm durchaus noch immer zu rechnen ist.
Dong Hyun Kim vs Colby Covington
Im zweiten Kampf der Main Card wollten sowohl der Koreaner Dong Hyun Kim als auch Colby Covington ihren jeweils vierten Sieg in Folge einfahren. Diese Begegnung, die ebenfalls im Weltergewicht stattfand, verlief vergleichsweise unspektakulär. Der Kampf war geprägt vom Clinch am Käfigrand und keiner der beiden Kontrahenten konnte entscheidende Akzente setzen. So mussten letztlich die Punktrichter den Sieger bestimmen. Diese sahen Colby Covington einstimmig vorn, weshalb dieser seine Siegesserie auf 4 in Folge ausbauen konnte.
Andrei Arlovski vs Marcin Tybura
Als MMA-Veteran Arlovski im Jahr 1999 seinen ersten professionellen MMA-Kampf bestritt, drückte sein Gegner Marcin Tybura mit gerade 13 Jahren noch eine polnische Schulbank.
„Pitbull“ Arlovski hält sich seit nunmehr knapp 18 Jahren mal mehr, mal weniger erfolgreich im MMA-Business. Die Zeit des einstigen UFC-Champions schien allerdings vorbei zu sein. Nach 4 vorzeitigen Niederlagen hintereinander konnte dieser Kampf für Arlovski wegweisend sein. Ein möglicher Rücktritt bei einer erneuten Niederlage stand im Raum und entsprechend motiviert wirkte er im Vorfeld des Kampfes.
Pulver verschossen
Gleich zu Beginn verlagerte sich das Gefecht auf den Boden, wo Arlovski nahezu die komplette Runde auf seinem Rücken liegend verbrachte. Tybura deckte den UFC-Veteran mit schwerem Groundandpound ein und feuerte aus allen Rohren. Der „Pitbull“ hatte Mühe, sich zu verteidigen und der Kampf stand mehrmals kurz vorm Abbruch. Arlovski jedoch spielte seine ganze Erfahrung aus, vermied das Kampfende immer wieder gerade so durch verschiedene Positionswechsel und rettete sich letztlich doch noch irgendwie in die Rundenpause. Da Tybura in der ersten Runde alles auf eine Karte setzte und sein ganzes Pulver beim Versuch verschoss, Arlovski zu finishen, war der Pole in der zweiten Runde nicht mehr wiederzuerkennen. Doch auch Arlovski hatte der erste Durchgang sichtlich zugesetzt. Merklich erschöpft hingen sich beide Kontrahenten lange Zeit in der zweiten Runde in einem halbherzigen Clinch in den Armen, der augenscheinlich eher dazu diente, ein Umkippen aus Erschöpfung zu vermeiden.
And the winner is…
Wenn sich Arlovski jedoch mal lösen konnte, bewies er auch sogleich, wie gefährlich er nach wie vor im Stand ist. Der MMA-Veteran konnte Tybura mit mehreren harten Treffern sichtlich beeindrucken. Dieser war nur noch ein Schatten der ersten Runde und hatte sichtlich Mühe, sich auf seinen Stil zu besinnen. Die dritte und letzte Runde war spätestens ab etwa der Mitte des Durchgangs wieder geprägt von Clinch und Positionskampf am Boden. Letztlich mussten auch hier wieder die Punktrichter die Entscheidung treffen. In einem vertretbaren Urteil wurde somit Marcin Tybura zum einstimmigen Punktsieger erklärt und rückt Andrei Arlovski damit wieder einen Schritt näher an den verdienten Ruhestand.
Main Event – Holly Holm vs Bethe Correia
Wie schnell sich die Zeiten doch ändern können. Vor knapp 1,5 Jahren nach Ihrem Überraschungsserfolg gegen Ronda Rousey noch der gefeierte Star des Womens-MMA, sah sich Holly Holm nach drei (teils etwas unglücklichen) Niederlagen mit dem Rücken zur Wand wieder. Nachdem die „Preachers Daughter“ bei ihrer ersten Titelverteidigung gegen Miesha Tate nach 4,5 Runden bereits wie die sichere Siegerin aussah, landete Tate kurz vor Ende des Kampfes doch noch den ersehnten Takedown, auf den sie schon die ganze Zeit hingearbeitet hatte. Das Resultat ist bekannt, Tate ließ Holly Holm mit einem Rear Naked Choke bewusstlos auf dem Käfigboden zurück und Holm war ihren Titel somit auch gleich schon wieder los.
Zurück an die Spitze?
Auch gegen Valentina Shevchenko war der sympathischen Amerikanerin ein Sieg nicht vergönnt. Was folgte, war eine weitere, äußerst umstrittene Niederlage gegen Germaine DeRandemie um den Titel in der gerade neu gegründeten Federgewichtsklasse. Somit war ein Sieg für Holly Holm nun Pflicht, um nicht völlig aus dem Rampenlicht zu verschwinden und den Anschluss zur Spitze zu halten. Ihr gegenüber stand eine weitere ehemalige Gegnerin der Ex-Championesse Ronda Rousey. Im Gegensatz zu Holm allerdings, war von Correia im Zusammenhang mit dem Kampf gegen Rousey, außer starken Sprüchen nicht viel zu sehen. Nach monatelangem Trashtalk der Brasilianerin in Richtung Rousey ging diese sang- und klanglos unter und landete schon nach kurzer Zeit in der ersten Runde besinnungslos mit dem Gesicht voran im sogenannten „Ringstaub“. Beide Kontrahentinnen standen also unter einem enormen Druck. Ein Sieg musste her!
Der Kampf
In einer nahezu ereignislosen ersten Runde war das Touch Gloves fast noch die intensivste Berührung der beiden Kämpferinnen. So ging diese dann auch ohne nennenswerte Aktionen vorüber. Dieses Bild allerdings setzte sich in der zweiten Runde fort. Beide agierten überaus vorsichtig und die Nervosität war ihnen deutlich anzumerken. Correia hatte sich offensichtlich einen guten Gameplan zurecht gelegt. Sie ließ die als Counterpuncherin bekannte Holly Holm kommen, machte ihr das Gefecht damit so unangenehm wie möglich und konnte sogar das eine oder andere mal recht passable Aktionen landen. Holm fühlte sich sichtlich unwohl mit der Rolle, den Kampf machen zu müssen und nicht aus der Defensive heraus agieren zu können. Insgesamt allerdings war das ständige Abtasten der beiden dann auch Referee Marc Goddard zu viel, der Holm und Correia gegen Mitte der zweiten Runde dazu ermahnte, den Zuschauern auch mal einen Kampf zu bieten.
Übermut tut selten gut
Dennoch änderte sich kaum was am sehr vorsichtigen Kampfstil der beiden. In der dritten Runde schien Correia langsam warm zu werden und fühlte sich offensichtlich immer wohler mit dem Kampfverlauf. Wie besagt allerdings schon ein altes Sprichwort? „Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis.“ Die Brasilianerin fing mit überheblichen Gesten an, Holm zu provozieren und bekam dann auch sogleich die schmerzhafte Quittung dafür. Ein schwerer Headkick streckte Correia zu Boden und nachdem Holm der am Boden sitzenden Bethe einen weiteren harten Punch mit auf den Weg gab, gingen ihr die Lichter aus und sie hatte ein wenig Zeit, darüber nachzudenken, wie ratsam es ist, sich gegen eine der besten Strikerin der Division derart selbstgefällig aus dem Fenster zu lehnen.
Holly Holm beendet mit diesem Sieg erwartungsgemäß ihre Niederlagenserie und meldet sich nach einem holprigen Beginn mit einem spektakulären Knockout zurück in die Riege der Großen.
Main Card
Holly Holm besiegt Bethe Correia via KO (Rd. 3, 1:09)
Marcin Tybura besiegt Andrei Arlovski via Unanimous Decision (29-28, 28-27, 29-27)
Colby Covington besiegt Dong Hyun Kim Unanimous Decision (30-25, 30-26, 30-27)
Rafael dos Anjos besiegt Tarec Saffiedine via Unanimous Decision (2 x 30-27 , 29-28)
Undercard
Jon Tuck besiegt Takanori Gomi via Submission (RNC) (Rd.1, 1:12)
Walt Harris besiegt Cyril Asker via TKO (Rd1, 1:44)
Alex Caceres besiegt Rolando Dy via TKO (doctors stoppage) (Rd.2, 5:00)
Ulka Sasaki besiegt Justin Scoggins via Submission (RNC) (Rd 2, 3:19)
Li Jingliang besiegt Frank Camacho via Unanimous Decision (2 x 29-27 , 28-27)
Russell Doane besiegt Kwan Ho Kwak via TKO (Rd1, 4:09)
Naomi Inoue besiegt Carls John de Tomas via Unanimous Decision (3 x 30-26 )
Lucie Pudilova besiegt Ji Yeon Kim via Unanimous Decision (3 x 29-28 )
Text: Remo Kelm