Tipp für den 10. März 2018 – Big Game 2 in Bochum
Viel Geld in die Hand zu nehmen und eine namhafte Fightcard zu erstellen, das kann wahrscheinlich fast jeder, zumindest jeder, der irgendwie mit der Kampfsportszene verwurzelt ist. Doch eines haben wir in den vielen Jahren gelernt: Ohne Fantasie zieht man keine Zuschauer an!
Fantasie bedeutet auch, den Fans nicht einfach trockene und langweilige Kost anzubieten, sondern Paarungen die eine Geschichte erzählen können. Der Fan sieht ein Duell und entscheidet schnell, ob er es sehen möchte oder nicht. Wenn ich die Nummer eins und zwei des deutschen Rankings gegeneinander antreten lasse, dann ist das wirklich toll, aber auf Dauer irgendwann langweilig, immer und immer wieder die gleichen Duelle zu sehen. Tennis wäre längst tot, wenn es nicht die Duelle zwischen dem Underdog und dem Star geben würde oder Duelle zwischen einem Shootingstar und einem Altmeistern und viele andere so gegensätzlichen Paarungen, die eben nicht nach Plan ablaufen, sondern zu Diskussionen anregen und für offene Münder sorgen, mit dafür verantwortlich sind, dass eine Sportart immer populärer wird.
Vergleich mit Tennis
Beispiel: Boris Becker gewann als 17 Jähriger bekanntlich Wimbledon und versetzte mit seinem Erfolg vor mehr als 30 Jahren die gesamte Welt ins Staunen. Kaum einer hätte zuvor einen Pfifferling auf den Leimener gesetzt, denn er war einfach ein Nobody. Klar, bei den Experten kannte man ihn schon als Youngster mit viel Potenzial. Wegen Boris Becker pilgerten die Fans 1985 zumindest nicht in Scharen in den bekannten Stadtteil von London, sondern wegen der Stars wie John McEnroe, Ivan Lendl oder Jimmy Connors. Aber am Ende gewann der Underdog, der nicht einmal unter den ersten 15 der Welt stand. Die Einschaltquoten im Fernsehen explodierten am Tag des Finales, jeder wollte diesen Jüngling aus Deutschland sehen. Becker hatte schon mit dem Erreichen des Finales Geschichte geschrieben. Klar, MMA oder K1 kann man nicht direkt damit vergleichen, denn während wir bei Wimbledon von einem zweiwöchigen Tennisturnier sprechen, handelt es sich bei einer Fighting Championship um ein Tagesgeschehen mit einer Bühne und einem schon festgelegten Hauptkampf. Aber, davon können wir ein Lied singen, der Hauptkampf ist nicht immer der Kampf über den man hinterher spricht, sondern nicht selten einer der Kämpfe im Vorfeld, vielleicht sogar ein Duell aus der Undercard. Alles ist möglich, wenn man eine gute Fightcard von A bis Z auf die Beine gestellt hat.
Und Big Game 2 in Bochum ist gespickt mit vielen guten Storys und Duellen, die ebenfalls Geschichte schreiben könnten. Das sind genau die Art von Events, bei denen wir gerne dabei sein wollen und denken, die Fightcard zu verstehen.
Saba Bolaghi bekommt es mit einem Brasilianer zu tun, der am Boden ein Meister seines Faches ist. Jemand, der nur den Ex-Ringer Bolaghi kennt, dürfte sich sicher sein, dass der Frankfurter das Ding macht. Aber so einfach ist das nicht immer und wäre auch viel zu langweilig.
Erinnert uns an einen Duell bei Fair FC 3. Dort musste der Bundesligaringer Rene Sterzik gegen einen unbekannten Belgier ran, der im Stand keine starken Skills besaß, um augenscheinlich mit dem Kraftpaket aus Dormagen mithalten zu können, zumindest dachten das viele vorher. Zudem hatte der Belgier einen nicht so starken Kampfrekord. Wir hatten im Vorfeld den Kämpfer in allen verfügbaren Videos analysiert und haben damals schon darauf hingewiesen, dass der Gegner von Sterzik am Boden regelrecht mutieren kann. Und so kam es dann auch, denn der Belgier gewann überraschend (am Boden) und viele Fans in der Halle waren geschockt. Aber es war nicht dieser Schock gewesen, der normalerweise zur Flucht führt, sondern süchtig nach mehr macht, mehr Spannung und unerwarteten Geschehnissen.
Hier handelte es sich um ein Matchmaking, dass zwar für den Kämpfer aus Deutschland machbar war, aber eben auch eine echte Herausforderung.
Nicht vorhersehbar
Gleiches Szenario im Duell zwischen Patric de Sousa Carneiro (schöner Name, aber schrecklich lang) und dem einem russischen Combat-Sambo Champion. Der Russe, ein Bär von einem Mann, kräftig und sehr erfahren im Wettkampfsport, stand Carneiro gegenüber, ein schlaksiger Typ, der nicht gleich den typischen MMA Kämpfer stilisiert, ein bisschen vergleichbar von der Figur mit Nate Diaz. Man hörte zuvor Stimmen, die dem Hagener keine Chance gaben. Doch mit einer taktischen Meisterleitung zog Carneiro dem Russen den Zahn und gewann den Kampf hochverdient nach Punkten.
Das waren nur zwei Stories mit unterschiedlichen Ausgängen, eben nicht vorhersehbar und an die wir uns immer noch erinnern können, weil sie das Salz in der Suppe waren.
Die Hauptkämpfe sind damals natürlich in die Geschichte eingegangen. Cankardesler vs. Taha oder Bockenheimer vs Eskijew: Großes Tennis! Doch die zuvor gemeinten Kämpfe hatten die Fans schon auftauen bzw. warm werden lassen. Als zu später Stunde die Stars die Bühne betraten, waren die Zuschauer heiß gelaufen und voller Erwartung, wie die Stories weitergehen würden. Eben gutes Matchmaking, tolle Fightcard und vor allem, wir wiederholen, nicht vorhersehbar.
Spannender als Kino
Auch Big Game 2 hat dieses Potenzial spannende Geschichten zu schreiben. Es wird wieder Überraschungen geben und sicherlich der Stern des einen oder anderen Kämpfers aufgehen. Big Game wird spannender als Kino werden, da für jeden Film ein Drehbuch schon geschrieben wurde und es wird kurzweiliger als Wimbledon, da die Dramatik von zwei Wochen an einem Abend präsentiert wird.
Big Game 2 in Bochum, unser Tipp für den 10. März!