Marco Huck nach Sieg gegen Saglam in den Top Ten
Das Comeback von Marco Huck im Schwergewicht ist geglückt. Gegen Yakup Saglam gewann der frühere Weltmeister im Cruisergewicht durch Technischen K.o. in der vierten Runde. Der gebürtige Bosniake hat nun doppelten Grund zur Freude: Käpt’n Huck wird auf Anhieb in der Schwergewichts-Weltrangliste auf Platz neun gelistet. Dabei gibt es aber einen faden Beigeschmack.
Im Rahmen von Petko‘s Fight Night in Unterschleißheim feierte Marco Huck ein erfolgreiches Comeback im Schwergewicht. Der 33-Jährige schlug Yakup Saglam durch Technischen K.o. in der vierten Runde. In einem von beiden Seiten unsauber geführten Kampf, musste Saglam nach einem Kopftreffer in der 3. Runde erstmals zu Boden. Nach einem weiteren Niederschlag in der 4. Runde warf die Ecke das Handtuch. Der 41-jährige Deutsch-Türke, der aufgrund seiner hohen K.o.-Rate als Puncher gilt, war trotzdem nichts anderes als ein Aufbaugegner für Huck.
Auf Anhieb in die Top Ten
Kaum jemand hatte im Vorfeld daran gezweifelt, dass Marco Huck gegen Saglam vorzeitig gewinnen würde. Was aber prognostiziert wurde, war ein mühsamer Aufstieg in die Top Ten in der höchsten Gewichtsklasse, denn anders als am Samstag, war Marco Huck bei seinem ersten Ausflug ins Schwergewicht im Jahr 2012 noch ein hoch gehandelter Cruisergewichtler. Der Berliner unterlag damals im Kampf um die Weltmeisterschaft dem Russen Alexander Povetkin umstritten nach Punkten.
Nicht mehr Weltklasse
Doch im Jahr 2018 ist vom einstigen Glanz nicht mehr viel übrig geblieben. Als Marco Huck nach seinem letzten Kampf im September 2017 gegen den Ukrainer Alexander Usyk, den er durch technischen K.o. in der 10. Runde verlor, den erneuten Wechsel ins Schwergewicht verkündete, war man verwundert. Normalerweise machen das Boxer, die in ihrer angestammten Gewichtsklasse keine Gegner mehr haben. Doch in diesem Fall war es andersrum: Huck gehörte schon länger nicht mehr zur absoluten Weltklasse im Cruisergewicht.
Überraschender Aufstieg
Was für eine Überraschung: Nach dem Sieg gegen Saglam wird Huck sogar eine WM-Chance im Schwergewicht eingeräumt. Auch wenn der Berliner alle seine Punkte aus dem Cruisergewicht behalten durfte, macht Platz neun keinen Sinn und ist ein Schlag ins Gesicht anderer namhafter Boxer. Aktuell wird Huck vor Ex-WBO-Weltmeister Joseph Parker gerankt, der seinen Titel am 31. März 2018 gegen den vierfachen Weltmeister Anthony Joshua nach Punkten verlor. Für den 26-jährigen Neuseeländer war es die erste Niederlage in 25 Kämpfen. Im Juli trifft Parker auf den Briten Dillian Whyte, der einen Platz vor Huck, auf Platz acht in der Weltrangliste, geführt wird. Der Kölner WBO-Weltmeister Manuell Charr wird in der Weltrangliste nur auf dem 30. Platz geführt.
Nummer eins in Deutschland
Die besten Deutschen in der Weltrangliste nach Marco Huck sind Alexander Dimitrenko auf Platz 16, gefolgt von Agit Kabayel auf dem 19. Platz. Damit ist Marco Huck auch die neue Nummer eins im Deutschen Ranking. Dimitrenko galt in Deutschland lange Zeit als der ultimative Nachfolger der Gebrüder Klitschko. Der gebürtige Ukrainer gewann 41 von 44 Kämpfen, davon 28 durch Knockout. Drei Niederlagen kassierte der 35-jährige Hamburger in seiner 16 Jahre anhaltenden Karriere gegen Spitzenleute wie Eddie Chambers, Kubrat Pulev und Joseph Parker.
Agit Kabayel ist mit seinen 25 Jahren ein aufgehender Stern im Schwergewichtsboxen. Der aktuelle EBU-Europameister ist in bisher 18 Kämpfen (13 K.o.) noch ungeschlagen. Zuletzt gewann Kabayel unter anderem gegen Dereck Chisora nach Punkten, der auf dem 22. Platz in der aktuellen Weltrangliste geführt wird.
Die Kunst in die Top Ten zu rutschen
Im Schwergewicht in die Top Ten zu rutschen, das bedeutet viel Arbeit. Marco Huck gelingt diese Kunst auf Anhieb, indem er einen 41-jährigen Yakup Saglam schlägt, der nicht einmal in den Top 100 gerankt ist. Vor vier Jahren hatten wir schon schlimmste Befürchtungen was das Deutsche Boxen betrifft, doch leider werden die düsteren Szenarien noch einmal übertroffen.
Marco Huck hat seit 2015 drei Kämpfe gewonnen und dreimal verloren. Man darf nur hoffen, dass man ihm nicht zu viel zumutet, denn der Großteil der Kämpfer in den Top 20 der Welt sind zurecht dort wo sie stehen und in den letzten 20 Jahren war das Gedränge nie größer in der beliebtesten Gewichtsklasse und nirgends verdient man in der Breite höhere Börsen. Mag sein, dass das liebe Geld den Ausschlag gegeben hat, denn gegen Wilder, Joshua, Fury und Co. sind gute Börsen garantiert.
Aber eines sollte man dabei nicht vergessen: Man lebt nur einmal und hat nur die eine Gesundheit.