Justin Wren und sein wichtigster Kampf
Von Remo Kelm
In Zeiten, in denen diverse Kampfsportler nicht müde werden, mit ihrem drölfzigsten Luxusschlitten, ihrem Privatjet sowie ihrem Einkommen zu protzen und jedem ungefragt ihren Reichtum unter die Nase zu reiben, ist es beruhigend zu wissen, dass es auch noch Menschen mit ehrenvolleren Zielen gibt als der Jagd nach dem schnöden Mammon. Justin Wren ist einer dieser Menschen. Viele werden sich nun fragen, um wen es sich hierbei genau handelt und was es mit Wren auf sich hat. Den Namen Justin Wren hat der eine oder andere alteingesessene MMA-Fan sicher schon einmal gehört, wird ihn jetzt aber vielleicht nicht so recht zuordnen können.
Wer ist Justin Wren?
Der 1987 geborene Texaner Wren konnte auf sich aufmerksam machen, als er im Jahre 2009 an der damaligen The Ultimate Fighter-Staffel teilnahm, wo er sich im Viertelfinale dem späteren Sieger Roy Nelson geschlagen geben musste. Nach einer turbulenten Folgezeit, die von Depressionen und sogar Selbstmordgedanken geprägt war, entdeckte Wren eine Aufgabe, die erheblich wichtiger war als Knock-outs, Submissions und irgendwelche Gürtel. Er lernte Menschen kennen, die wesentlich härter kämpfen mussten, als es ihm im Oktagon jemals ein Gegner hätte abverlangen können. Justin Wren strebte nun nach sehr viel ehrenvolleren Zielen als Titeln, Paychecks und kurzweiligem Ruhm.
Fight for the Forgotten

Das unvorstellbare Leid und die Ungerechtigkeit, die der Bevölkerungsgruppe der Pygmäen in der Demokratischen Republik Kongo widerfuhr, entfachten ein Feuer im MMA-Kämpfer Wren, welches sein Leben für immer verändern sollte. Wren hatte sich nun dem Kampf um die Rechte dieser Menschen verschrieben und so gründete er schließlich das humanitäre Hilfsprojekt Fight for the Forgotten. Auslöser dafür war laut Wren ein Vorfall, bei dem ein kleiner Pygmäen-Junge sterben musste, weil ihm Ärzte vor Ort mehrmals eine Behandlung mit der Begründung verweigerten, er wäre zu schmutzig für ihr Krankenhaus und sie würden keine „Tiere“ behandeln. Diese Menschen sind schwerer Unterdrückung ausgesetzt. Sie werden versklavt, geschunden, gedemütigt und oftmals werden ihnen zudem einfache Bürgerechte abgesprochen.
Seit dem Tag, als dieser Junge einen derart sinnlosen Tod sterben musste, engagiert sich Wren intensiv für diese unterdrückte Menschengruppe. Mit seinem Projekt Fight for the Forgotten konnte Wren diesen Menschen ein Stück Würde und Lebensqualität zurückgeben. Nicht zuletzt durch die Investition eines Teils seiner Kampfbörsen gelang es ihm, diesen Leuten mehr als 1000 Hektar Land und durch den Bau von 25 Brunnen Zugang zu sauberem Trinkwasser zur Verfügung zu stellen. Zudem konnten 18 kongolesische Staatsangehörige als Vollzeitmitarbeiter angeworben werden, um weitere Brunnen zu bohren und die Bevölkerungsgruppe der Pygmäen in Landwirtschaft zu unterrichten.
Gefährliche Malaria
Im Laufe der Zeit flog der MMA-Kämpfer Wren immer wieder in die Demokratische Republik Kongo, um diesen benachteiligten Menschen zu helfen. Sein Engagement ging so weit, dass er sogar ein ganzes Jahr lang in deren Mitte lebte, wo er zwar bereits nach kurzer Zeit an Malaria erkrankte, sich jedoch wieder aufrappeln und sein Projekt weiterführen konnte. Nach 5 Jahren Käfig-Abstinenz gelang Wren im Jahre 2015 mit einem Sieg bei Bellator FC ein eindrucksvolles Comeback, woraufhin zwei weitere Triumphe folgten. Trotz der Fortführung seiner MMA-Karriere verfolgt Wren weiterhin sein Ziel, diesen geschundenen Menschen ein Stückchen Menschenwürde zu bescheren.
Vorbild Justin Wren
Nach wie vor lässt Wren den Menschen, die ihm so ans Herz gewachsen sind, einen Teil seiner Kampfbörsen und ein Drittel seiner Einnahmen des Buches „Fight for the Forgotten“ zukommen, um deren Situation weiter zu verbessern. Justin Wren mag mit seinen 1,88 m und 114 kg von großer und beeindruckender Statur sein. Diese Maße allerdings sind nichts verglichen mit der beeindruckenden Größe seines Herzens. Der Texaner Wren ist ein Aushängeschild. Nicht nur für den Sport, sondern für die Menschheit an sich. Ein Mann, der mit seinem Engagement viele vermeintlich wichtige Sachen zu Nichtigkeiten macht und Athleten, die permanent auf Instagram und Co. ihren materiellen Reichtum zur Schau stellen, zu weltfremden Pausenclowns degradiert.
Ich für meinen Teil ziehe meinen Hut vor Justin Wren.
Fight for the Forgotten!
Cannibalism and slavery, the ancient form of atrocity, is very much alive and thriving in the modern world. The Pygmies — ethnic people of unusually short stature — of eastern Democratic Republic of Congo (DRC) in the heart of Africa are enslaved, raped, treated as animals, and denied medical care, education and citizenship in their …
Quelle: Meet The MMA Fighter Who Gave Up His Dreams To Save The Pygmies From Cannibalism & Slavery