Interview mit ILLCS-Gründer Murat Aygün: Jeder Stilist kann kommen!

ILLCS-Gründer Murat Aygün: ”Auf Sand kann man nicht bauen”!

Wir hatten Gelegenheit mit Murat Aygün zu sprechen. Der Kampfsport-Tausendsassa hat 2018 ein neues Grappling-Projekt unter dem Namen ILLCS ins Leben gerufen. Endlich soll Luta Livre im Vordergrund stehen.

GFN: Hallo Murat, du hast seit einiger Zeit ein neues Grappling Projekt ins Leben gerufen. Erkläre unseren Lesern bitte, was der Name ILLCS bedeutet?

Murat Aygün: ILLCS bedeutet International Luta Livre Championships. Es ist eins der wenigen Turniere, das sich Luta Livre wortwörtlich auf den Leib geschrieben hat.

Das ist ungewöhnlich

Ja ist es und eigentlich fällt mir aktuell europaweit auch kein anderes Luta Livre Turnier ein. Da geht es wirklich um vieles. Nichts ist dem Zufall überlassen. Das Logo, der Name, alles ist durchdacht und mit einer Philosophie dahinter. Es hängt viel Herzblut daran.

Das merkt man. Welche Ziele verfolgst du mit ILLCS?

Es gibt viele Turniere in der Luta Livre Szene, alle sind aber eher klein gehalten und so bleibt auch die Szene klein. Ich möchte der Szene ein Turnier geben, das Potential hat zu wachsen und auch andere Stile als BJJ in den Vordergrund stellen kann. Es gibt viele ungekrönte Kämpferinnen und Kämpfer da draußen, weil sie zum Beispiel nicht IBJJF konform, aber verdammt gute Grappler sind. Gerade denen will ich eine Bühne bieten und auch denen, die sich z.B. eine IBJJF oder NAGA Veranstaltung nicht leisten können oder wollen.

Wen willst du noch ansprechen?

ILLCS Chef Murat Aygün (links) mit Referee Niklas Horstmann

Alle Submission orientierten Kämpfer und Kämpferinnen. Es geht letzten Endes immer um die Submission für mich, das ist das ultimative Ziel eines JEDEN Grapplers – oder sollte es zumindest sein. Das muss und will die ILLCS unterstützen.

Typisch Murat Aygün könnte man sagen. Du hast dir wieder sehr viel vorgenommen, oder?

Sicher, ich hab wirklich viele Ziele, bin selbst Schuld (lacht).

Eure Türen sind für alle geöffnet?

Natürlich, die Offenheit der ILLCS ist mir ganz wichtig. Da kann wirklich jeder Stilist kommen. Das geht beim Luta Livre und BJJ Kämpfer los, geht über den Judoka und Sambo Player weiter und hört beim Wrestler auf. Jeder bekommt hier die Möglichkeit sich und seinen Stil zu testen, ohne irgendwelche Hinderungsgründe wie eine Lineage, eine Jahresgebühr, ein Zertifikat, Gurtbestimmungen oder Ähnliches. Ebenso ist unser System nach oben durchlässig, nicht aber nach unten. Soll heißen, du kannst dich zum Beispiel auch als Purple Belt bei den Brown oder Blackbelts anmelden, wenn du oder dein Trainer meinen, dass du gut genug bist. Andersherum geht das natürlich nicht.

Das hört sich gut an. Was willst du noch anders machen?

Anders soll und muss laufen, dass gerade der einzelne Sportler mehr Geltung bekommen soll. Viele Athleten bekommen null Aufmerksamkeit, ihre Namen werden nicht gehört oder gelesen. Das soll mit unseren Wettkämpfern anders sein, da versuchen wir mehr zu machen. Das geht als kleines Event nicht, dazu muss man groß planen und wachsen und die Athleten auf die Reise mitnehmen.

Du gibst auch gleich international Vollgas.

Noch ist es nicht international geworden mit den Veranstaltungsorten, nur mit den Teilnehmern und das wird dieses Mal noch besser, wie ich bereits sehen kann. Um das Turnier international stattfinden zu lassen, brauche ich momentan noch mehr Rückendeckung aus den Zielländern. Verhandlungen laufen da bereits mit einigen interessierten Veranstaltern. Es wird Zeit, das zu konkretisieren aber die Etablierung in Deutschland hat Vorrang – auf Sand kann man nicht bauen.

Wie viele Köpfe stecken hinter ILLCS?

Hauptsächlich halte ich meinen Kopf hin, vor allem finanziell blute ich ganz alleine. Aber ich habe viele unbezahlbare und leider unbezahlte Unterstützer aus meinem Team, der Fightschool Hannover und aus befreundeten Teams. Das sind alles Jungs und Mädels, die in verschiedenen Bereichen etwas drauf haben.

Zum Beispiel?

Na beispielsweise beim Entwurf des Logos, den Medaillen, der Mediengestaltung, Fotografen und viele andere Helfer.

Und wie ist das bei den Regeln?

Beim Regelwerk und der Ausführung sind die Referees immer involviert, alle mindestens Blaugurt und selbst Wettkämpfer. Es sind viele Köpfe, die das tragen, aber nur einer der rollt, wenn es misslingt.

Deiner?

Wessen sonst? (lacht)

Kennt man da jemanden im Hintergrund?

Direkte Unterstützer zu nennen, wären zu viele, aber ich mach es trotzdem: David Palokaj mein Ideengeber und Berater, Pascal Diekmann mein Entwurfsgott, Dennis Swittek mein Visualisierer und meine Allzweckwaffe. Dann Ersin Kaplan, mein Mann fürs Internet, Niklas Rohe, der Fels in der Ablaufbrandung. Alles Kampfsportler, die mit Herz und ohne Eigennutz so ein Projekt unterstützen.

Das ist eine Schar an guten Leuten. Aber warum hast du so groß angefangen?

Ich habe so groß angefangen, damit alle gleich sehen, worum es geht und wo die Reise hingehen soll, es soll ein qualitativ hochwertiges Turnier werden und im Gegensatz zu anderen Großturnieren bezahlbar bleiben. Es soll auch international an Bedeutung gewinnen, wer weiß, vielleicht geht es irgendwann mal um die Welt.

Wie sieht es mit der Konkurrenz aus?

Na ja, ich kenne kein größeres Turnier, das versucht etwas so großes und professionelles auf die Beine zu stellen wie ich. Nennt mir ein anderes deutsches Turnier auf acht Qualitäts-Matten von Dollamur mit Qualitäts-Medaillen, Sachpreisen von Extreme Hobby und Choke & Chill, Video-Aufnahmen Free on Demand, einem innovativen Submission orientiertem Regelwerk, einem Multi-Stage Ablauf und einem eigenen Ranking. Die ganz großen wie NAGA und IBJJF sind natürlich ein anderes Thema, aber ich denke es ist mal Zeit ein solchen deutsches bzw. europäisches Format zu unterstützen.

Uns fällt da tatsächlich keine Veranstaltung ein.

Eben, mit Blick auf mein Konzept gibt es daher für ILLCS keine direkte Konkurrenz in Deutschland. Ich denke viele haben erkannt, dass die Turnierlage in Deutschland nicht besonders ist, jeder versucht mit einem eigenen Konzept raus zu kommen und jeder versucht etwas auf die Beine zu stellen. ”Hausturniere” wird es weiterhin geben und das ist auch gut so. Unser eigenes ”tap me if you can” hat Maßstäbe gesetzt und war mit 25 Euro auch extrem günstig. Einige verlangen da deutlich zu viel, die sollten realistischere Preise verlangen, wenn man bedenkt, was ich da mit der ILLCS auffahre. Allein die Qualität der Medaillen ist echt schon Spitzenware, mit denen kann man jemanden erschlagen, so schwer und groß wie die sind.

Der Start spricht klar für ILLCS. Wie hast du es geschafft dieses große internationale Teilnehmerfeld auf die Beine zu stellen?

Ich habe natürlich die üblichen Plattformen wie Facebook und Instagram bedient. Außerdem haben auch internationale Online-Magazine über das Event berichtet, zum Beispiel in Polen, hierzulande haben einige etwas Werbung gemacht. Natürlich musste ich auch viele Schulen persönlich an den Termin erinnern. Es lief da schon ne Menge zusammen, aber es muss unbedingt noch besser werden. Viele Schulen, die immer Kämpfer stellen, waren im Umzug, bei Renovierungsarbeiten und dergleichen, ich hoffe, dass diese jetzt auch wieder Kämpfer stellen werden, besonders nach dem Erfolg der Erstveranstaltung letztes Jahr.

Welche Schwierigkeiten hattest du beim ersten Event?

Der Termin und die Kosten waren und sind auch in Zukunft bei der nächsten Veranstaltung das größte Problem, oder die Liefermöglichkeiten der Matten. Die meisten Leute haben keine Ahnung, dass die Realisierung eines solchen Projekts im fünfstelligen Bereich liegt.

Und warum war der Termin ein Problem?

Das Datum des ersten Events war sehr unglücklich aufgrund einer Häufung von Events, aber irgendwann muss man einen Termin raus hauen, auch wenn mehrere Termine und Events in dem Monat liegen und vielleicht sogar am selben Wochenende.

Wann ist die nächste Veranstaltung?

Der nächste ILLCS Termin ist der 30. März 2019 und ich habe vorher geschaut, ob da andere Turniere liegen und mich mit ein paar anderen Veranstaltern abgesprochen, so dass man sich nicht in die Quere kommt. Ich bin da immer für Kooperation statt für Konkurrenz, aber das sehen leider nicht alle so.

Werden bekannte Leute am 30. März dabei sein?

Außer bei Leuten wie Eddi Pobivanez, Niko Serbezis, Ahmed Laribi, der fast jeden Titel auf allen möglichen bekannten Turnieren wie UAEJJF oder IBJJF und auch bei uns in der ILLCS holt, kann ich das aktuell noch nicht genau sagen. Auch ein Ersin Kaplan, Maksym Bortnik und Max Holzer werden dabei sein, die Jungs gewinnen eigentlich auch alles an dem sie teilnehmen und sind Talente die noch Aufmerksamkeit bekommen werden.

Ich hoffe auch noch auf ein paar andere bekannte Namen. Aber ich hoffe, dass egal wer mitmacht, sie oder er sich auf jeden Fall einen Namen machen. Beim letzten Mal waren auch viele neue und noch nicht ganz so bekannte Teams dabei und einige alteingesessene Teams waren verhindert. Ich hoffe, dass diesmal die alten Bekannten und neuen wilden Teams kommen.

Wird man Murat Aygün auch auf der Matte sehen?

Ich wollte letztes Mal schon starten aber das klappte dann wegen der hohen Belastung doch nicht. Ich bin bei den Blackbelts ab 40 gemeldet, also Master 2, ich werde ja leider auch nicht jünger, aber hoffe es reicht noch für ein paar Altersgenossen. Ich hoffe es reicht für einen Platz auf dem Treppchen in meiner Gewichtsklasse bis 70 Kg und bei der Absolute Class am besten auch noch, wenn da nur drei Mann teilnehmen. (lacht)

Man kann sich für das nächste Event noch anmelden?

Ja na sicher! Dank neuem Anmeldemodus bei Smoothcomp.com, wo die ILLCS Championships ausgeschrieben sind, kann man sich sogar in drei Anmeldezeiträumen anmelden. Die vergünstigte Frühanmeldung bis zum 10. März, die normale Anmeldung bis zum 23. März und die Spätanmeldung bis zum 28. März. Bitte nehmt die Frühanmeldung Leute!

Sind weitere Veranstaltungen schon terminiert?

Voraussichtlich soll die ILLCS EUROPE im November stattfinden, aber das ist noch nicht ganz fix, da eventuell die UK- und Polen-Termine noch realisiert werden sollen, aber wie gesagt kommt das auf die Partnersituation in den Zielländern an. Wir arbeiten dran.

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