Ein Rückblick auf den 12. Oktober 2019 bei Glory 69 in Düsseldorf
Am vergangenen Samstag fand im Düsseldorfer ISS-Dome bekanntlich die 69. Ausgabe der weltbekannten Kickbox-Serie Glory statt. Eines ist heute sicher wie das Amen in der Kirche: Glory 69 wird auf Jahre den Kampfsport-Fans negativ in Erinnerung bleiben. Die Zuschauer kamen grundsätzlich bei einer tollen Veranstaltung auf ihre Kosten, wäre da nicht dieser eine Kampf, auf den ganz Deutschland zwei Jahre hingefiebert hatte: Michael Smolik vs. Mohamed Abdallah.
Smolik vs. Abdallah: The Grudge Match
”The Grudge Match” – so wurde der Kampf zwischen Michael Smolik und Mohamed Abdallah betitelt. Es wurde lange und viel zwischen beiden Kämpfern geredet, verschiedene Videoblogger, die mehrheitlich auf Seiten Abdallahs waren, brachten immer wieder neue Aufklärungsvideos, warum Abdallah deutlich besser als Smolik sei. Tatsächlich ist es eine große Ehre, bei Glory unter Vertrag zu stehen, so wie es zuerst eben bei Abdallah der Fall war und seine zuvor gezeigten Leistungen sprachen für sich.
Smolik war zuvor Weltmeister bei einem der vielen Verbände, ein Titel, der vielen ahnungslosen Fans jahrelang als etwas ganz Besonderes verkauft wurde. Mit einem gewieften Management im Rücken und sehr guter Selbstvermarktung stieg die Popularität von Smolik immer weiter. Ein Umstand, der nicht nur Abdallah gegen den Strich ging. Immer wieder versuchten verschiedene Kämpfer Smolik erfolglos herauszufordern, doch ”Mo” Abdallah blieb beharrlich, blieb ihm auf den Fersen und forderte ihn bei jeder Gelegenheit heraus. Es entstand ein wahrer Krieg zwischen den beiden Schwergewichtlern und man musste Sorge haben, dass sich die beiden ”Blutsfeinde” schon vor einem möglichen Duell an die Gurgel gehen. Doch glücklicherweise wurde Glory auf den Zoff zwischen den beiden aufmerksam und erkannte das große Vermarktungspotenzial. So wurde Smolik kurzerhand ebenfalls bei Glory unter Vertrag genommen und einem Duell der beiden Widersacher stand nichts mehr Weg.
Kampf wird zum Fiasko
Beide beanspruchten zuvor für sich den Titel des besten deutschen Schwergewichts-Kickboxers. Dann kam es am vergangenen Samstag zum ”Duell der Duelle”. Man erwartete von Fan- und Medienseite eine Schlacht, die es so auf deutschem Boden noch nie zuvor zu sehen gab. Doch alles kam anders als erwartet.
Das vermeintliche Super-Duell wurde zu einem großen Fiasko für Glory und natürlich für auch die Fans und zuletzt auch für die Protagonisten selbst. Keiner der beiden Kämpfer kam nur annähernd an sein Leistungsvermögen heran. Smolik versuchte zwar kühlen Kopf zu bewahren, konnte aber zu keinem Zeitpunkt seine große Popularität rechtfertigen. Abdallah, der sich nach einer langwierigen Verletzung bei Rico Verhoeven vorbereitet hatte, blieb auch deutlich hinter den Erwartungen zurück. Immerhin galt er gerade bei Fachleuten als haushoher Favorit. Doch im Kampf wirkte der Deutsch-Libanese wie ein Anfänger, als habe er die einfachsten Schlagtechniken vergessen. Er wirkte paralysiert und clinchte bei jeder Gelegenheit, statt zu schlagen. Smolik versuchte zumindest mit seinen Knien und Kicks ein wenig Schaden anzurichten und traf auch deutlich häufiger als sein Gegenüber. Den Fans wurde das Trauerspiel irgendwann zu viel und so quittierten sie die Leistung der beiden Athleten mit lautstarken Buhrufen und Pfiffen.
Die Kämpfer wurden vom Referee mehrfach ermahnt, nicht mehr zu klammern, doch es nützte nichts. Drei Runden musste man sich diesen Krampf von Kampf antun, bis man erlöst wurde. Smolik gewann am Ende nach Punkten via Split Decision, aber weder er, noch Abdallah konnten Werbung für die Randsportart Kickboxen machen.
Luftschloss zerplatzt wie Seifenblase
Die Fans sind auch Tage nach dem Kampf außer sich vor Wut. Wurde Smolik vor dem Kampf von vielen Fans ein Betrüger genannt, der gegen handverlesenes Fallobst zu Ruhm kam, so muss sich auch Abdallah plötzlich diesen Vorwurf gefallen lassen.
Smolik vs. Abdallah war eines der schönsten Luftschlösser der deutschen Kampfsportszene, doch dieses zerplatzte wie eine Seifenblase und zurück bleibt heute noch ein fader Beigeschmack. Man kann nur hoffen, dass sich die beiden Athleten in Zukunft besser bei der weltbesten Kickbox-Organisation präsentieren und mit der Zeit Gras über ihren Kampf wächst.
Bevor wir auf weitere Kämpfe bei Glory 69 eingehen, wollen wir Stellung auf einige Vorwürfe von namhaften Personen und Fans nehmen, die wir eigentlich sehr schätzen, die aber teils unsachliche Kritik an der Presse übten, die es wagten, im Vorfeld diesen Kampf zu supporten. Damit waren natürlich auch wir gemeint.
Stellungnahme zur Kritik an der Presse
Es ist tatsächlich so, dass wir sehr großes Interesse an diesem Kampf hatten und Michael Smolik und Mohamed Abdallah für uns wichtige Sportler sind, die im Vorfeld viel für die Popularität von Kampfsport in Deutschland getan haben. Sie konnten, ob gewollt oder ungewollt dahingestellt, Fans für Kampfsport Made in Germany interessieren, die eigentlich kein Interesse an Disziplinen wie K1 oder MMA haben. Die meisten dieser Fans waren mehrheitlich auf Seiten von Smolik. Er kann sich diesem Publikum verkaufen, holt die Menschen ab, was anderen hochdekorierten Sportlern leider abgeht. Dieses Phänomen erleben wir gerade auch beim MMA Kämpfer Maurice Adorf, der sich bestens zu vermarkten weiß und weltweit auf sich aufmerksam machen konnte. Das mit der guten Selbstvermarktung ist eine Tatsache, die man Smolik nicht zum Vorwurf machen darf, auch nicht, dass seine Popularität so groß ist. Auch Mo Abdallah hat viel für seinen Marktwert getan und im Vorfeld zu diesem Kampf konnte er auch gute Kämpfe zeigen, besonders in der Zeit unter seinem früheren Coach Yousef Yaqoub konnte er glänzen und hatte gezeigt, dass er ein Kämpfer mit viel Potenzial ist. Das Smolik und Abdallah am vergangenen Samstag derart schlecht kämpfen würden, konnten weder wir, noch irgendein anderer Kollege von uns ahnen. Jetzt sich hinzustellen und die Presse an den Pranger zu stellen, gar anzufeinden und Hetze zu betreiben, dass wir über diesen Kampf im Vorfeld geschrieben haben, finden wir unangebracht und um es salopp zu sagen, komplett daneben. Gerade mancher lautstarke Promoter sollte erst auf sich schauen und seine zig Missmatches und vielen Fehlurteile überdenken, bevor er irgendwem in diese Richtung einen Vorwurf macht. Nichts ist ehrlicher als das eigene Spiegelbild, dagegen hetzerische Worte nur ein Bumerang.
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Kongolo verliert gegen Menshikov
Es gab bei Glory 69 in Düsseldorf, bis auf das Deutsch-deutsche Duell, sehr viele tolle Kämpfe zu sehen. So einen lieferten sich der Schweizer Yoann Kongolo und der Russe Dimitrii Menshikov, der nicht über die Runden ging. Kongolo gewann die erste Runde, konnte gute Treffer landen und zeigte, warum er auch ein erfolgreicher Profiboxer war. Der Russe Menshikov wurde in der Rundenpause von seiner Ecke in die Spur gebracht. Er konnte Kongolo mit dem Knie einen tiefen Cut über seinem Auge zufügen, der es dem Eidgenossen unmöglich machte, weiterzukämpfen.
Tavares jagt Duut durch den Ring
Im Halbschwergewicht trafen Luis Tavares und Michael Duut aufeinander. Duut ist eine wahre KO-Maschine. Unvergessen sein Kampf gegen Kickbox-Legende Danyo Ilunga, der als einer der aufregendsten Kämpfe zählt, die es jemals bei Glory zu sehen gab. Beide gingen in der ersten Runde ein hohes Tempo. Tavares hatte leichte Vorteile. In der zweiten Runde konnte allerdings Duut seinen Kontrahenten ordentlich anklingeln, jedoch sahen die Ringrichter die Runde trotzdem bei Tavares. In der dritten Runde zog Tavares nochmal das Tempo an und jagte Duut durch den Ring. Somit wurde er zum verdienten Sieger des Kampfes gekürt.
Gregorian souverän im Hauptkampf
Nach dem Kampf Smolik gegen Abdallah kam es zum Hauptkampf. Im Duell um die Krone bis 70 kg wurden die Zuschauer voll entschädigt. Tyjani Beztati wollte um jeden Preis den Gürtel an sich reißen. Der amtierende Titelträger Marat Gregorian stand hingegen vor seiner ersten Titelverteidigung. Gleich in der ersten Runde sah man einen deutlichen Unterschied zum Co-Mainevent. Beztati und Gregorian verwöhnten die Zuschauer mit vielen schnellen und harten Kombinationen. Eine sehr enge Runde. Das sahen auch die Ringrichter so. Zwei von fünf sahen den Armenier vorne. Die restlichen drei gaben die Runde an den Marokkaner. Ab der zweiten Runde nahm Gregorian dann das Heft in die Hand und zeigte dem Jungspund wo es langgeht. In der vierten Runde war es dann soweit. Gregorian schickte Beztati auf die Bretter und der Marokkaner kämpfte nur noch ums Überleben. Die letzte Runde spulte der Champion souverän ab. An seiner Titelverteidigung gab es keine Zweifel.
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