GIRLPOWER: Anna-Isabella Huebsch stellt sich vor
Vor ein paar Jahren eroberte Ronda Rousey den von Männern dominierten MMA-Sport und wurde als ehemalige UFC-Titelträgerin neben ihren männlichen Kollegen, wie Conor McGregor oder Jon Jones, zu einem der größten Stars ihrer Zeit. Die mittlerweile zurückgetretene US-Amerikanerin öffnete vielen Mädels nach ihr die Tür ins Mixed Martial Arts-Business. Frauen-MMA war plötzlich nicht mehr nur eine Randerscheinung. Mittlerweile sind ihr Top-Athletinnen wie Valentina Shevchenko oder Amanda Nunes gefolgt. Auch in Deutschland gibt es immer mehr junge Frauen, die sich dem härtesten Kampfsport der Welt verschrieben haben. So eine ist Anna-Isabella Huebsch aus Frankfurt, die noch am Anfang einer vielleicht erfolgreichen Zukunft als Profi-Kämpferin steht.
Vor etwa drei Jahren begann die 25-Jährige Huebsch mit Muay Thai, wechselte aber rasch zu MMA. Nach drei Siegen bei den Amateuren gab sie im Oktober 2018 bei der German MMA Championship (GMC), ihr Profidebüt und gewann vorzeitig. Es folgte ein weiterer Sieg dieses Jahr im Februar bei WLMMA. Im September wird die bislang unbesiegte Frankfurterin erneut bei GMC kämpfen.
Für unsere neue Rubrik GIRLPOWER stand uns Anna-Isabella Huebsch Rede und Antwort.
GFN: Hallo Anna, warum macht eine junge Frau wie du eigentlich MMA?
Anna-Isabella Huebsch: Ich habe eine Zeit lang in den USA verbracht und bin dort mit dem Sport intensiv in Verbindung gekommen. Der Lifestyle, den die Amerikaner leben, hat mich schon immer fasziniert und gerade auch, wie sie in ihrer Szene MMA leben, war die pure Inspiration. Kämpfen ist für mich keine Freizeitbeschäftigung mehr. Ich lebe es, seit ich den Entschluss gefasst habe, in Deutschland zu starten und erfolgreich zu sein.
MMA ist nicht jedermanns Sache. Was halten deine Familie und Freunde davon?
Meine Familie und Freunde unterstützen mich seit Tag eins. Nicht nur in der Entscheidung, dass ich professionelle Kämpferin bin. Wir legen viel Wert darauf, uns als individuelle Charaktere zu akzeptieren. Ich habe unglaublich viele wertvolle Menschen im Rücken, denen ich die Dankbarkeit mit meinem Erfolg zurückgebe.
Wie lässt sich das Kämpfersein mit dem privaten Leben vereinbaren?
Ich lebe das Kämpfen und das wird auch in meiner Partnerschaft oder meinen Freundschaften nie in Frage gestellt, weil sie wissen, dass mich das ausmacht. In der Vorbereitung vor den Kämpfen bin ich sehr diszipliniert und richte alles danach aus, den Sieg nach Hause zu bringen. Es ist egal wie viel man schon kann oder hat, sich nicht vorzubereiten ist einfach nicht schlau. Ansonsten außerhalb meiner Vorbereitung lege ich viel Wert darauf, jeden Moment meines Lebens in vollen Zügen zu genießen.
Hast du sportliche Vorbilder oder Kämpfer, die du gerne in Aktion siehst?
Ich treffe täglich viele Menschen und für mich ist jeder Mensch ein Kämpfer des Lebens. Vieles inspiriert mich und ich versuche immer offen zu sein. Sobald man sich auf etwas bestimmtes konzentriert ist man befangen und entfaltet sein eigenes Potenzial nur noch bedingt. Ich konzentriere mich darauf, mich selbst zu meinem besten Vorbild zu machen. Ich schaue mir die Kämpfe von anderen Kämpfern zwar an, aber weil sie da sind, wo ich hinkommen werde. Jemanden speziell benennen kann ich daher nicht direkt.
Dein nächster Kampf steht am 7. September bei GMC 21 in Köln an. Wo bereitest du dich vor?
Ja genau. Es wird ein spannender Kampf bei GMC 21 in Köln. Ich trainiere im ”Next Level MMA” in Hanau unter meinem Headcoach Francesco Fonte. Wir haben dort ein Spitzenteam aus Trainern und Trainingspartnern, die mich jeden Tag fordern und fördern. Außerdem bin ich sehr dankbar ebenfalls bei Holistic in Eschborn trainieren zu dürfen. An dieser Stelle auch ein Dankeschön an GETUP- fresh, meinem Sponsor.
Die Meisten deiner Trainingspartner sind sicherlich Männer. Was macht das bei der Vorbereitung aus oder wünschst du dir eher mehr weibliche Sparringspartner?
Alle meine Trainingspartner sind genau die, die mich so fördern und fordern, dass ich meine Leistungen bringen kann. Ich möchte keinen von ihnen austauschen. Natürlich ist es ein anderes Training mit Frauen, aber ich habe noch nie etwas essentielles vermisst. An dieser Stelle auch ein großer Dank an alle, die täglich dafür ins Training kommen und mich immer wieder optimal unterstützen.
Wie gehst du emotional mit Situationen im Training um, in denen etwas gar nicht funktioniert wie du es haben willst?
Es gibt oft Situationen in Trainings oder Sparringseinheiten in denen ich einfach nicht zufrieden bin. Dann kann es vorkommen, dass ich sehr emotional werde. Es gibt oft Situationen in denen ich meine Handschuhe ausziehen möchte und alles hinwerfen will. Das sind die Opfer, die du bringen musst, wenn du erfolgreich sein willst. Erfolg bedeutet viel öfter Niederlage als Sieg. Aber solange ich trainiere, werden mich diese Niederlagen stärker machen. Meine Siege werde ich mir dann abholen, wenn sie erforderlich sind. Das ist die Belohnung für alle Tränen und Schweiß, den ich dafür opfere.
Was macht dich im Käfig aus?
Im Käfig bin ich eine Kämpferin. Es geht für mich darum zu kämpfen und zu siegen, was ich tagtäglich lebe. In dem Moment für die Zuschauer, die das nicht alltäglich zu sehen bekommen und für die es etwas Bestimmtes ist, versuche ich immer einen spektakulären Stil zu zeigen. Ich überlasse nichts gerne dem Zufall und werde nicht zulassen, dass mich jemand besiegt. Dafür trainiere ich jede Waffe die ich einsetzen kann so, dass sie zu meiner größten Stärke wird.
Eine klassische Vorstellungsfrage in Firmen: Wo siehst du dich als Kämpferin in fünf Jahren?
Ich lebe grundsätzlich eher im Moment. Aber Kämpfen ist das, was mich leben lässt. Ich habe genug Disziplin, es jedem zu zeigen, dass ich es bis an die Spitze schaffe. Das wird mein Weg sein und das Ziel in den nächsten fünf Jahren ist, etwas zu haben, wovon meine Kinder ihren Kindern erzählen können. Ich will keine bestimmten materiellen oder persönlichen Errungenschaften erkämpfen. Ich kämpfe, um ein Leben zu führen, dass lebenswert war. Zeitlich setze ich mir da keine Begrenzung, aber mein Geist weiß, dass das Ziel ist, an der Spitze zu stehen.
MMA ist in Ländern wie den USA, Brasilien oder Russland nicht mehr wegzudenken. Wie schätzt du die Entwicklung in Deutschland ein?
Ich denke, es ist einfach auch eine Frage der Gesellschaft. Die Deutschen lieben es, wenn alles geregelt abläuft und nichts Neues zu erwarten ist. Alles was unbekannt ist, macht erst einmal Sorge und wird kritisch beäugt. Sobald MMA einen gewissen Stellenwert hier in Deutschland hat, wird dies sicher auch anders werden.
International ist Frauen-MMA sehr fortgeschritten. Besonders Dank Ronda Rousey. Wo stehen wir hier in Deutschland was die Girlpower angeht?
Ich freue mich über jeden Kämpfer oder jede Kämpferin, die mit MMA erfolgreich sein will und den Lifestyle verkörpert. Alle tragen ihren Teil dazu bei, dass es zu etwas Alltäglichem wird und das ist auch gut so. Ich fokussiere mich auf mich und meine Ziele und damit MMA in Deutschland unterstützen zu können. Gerade Frauen haben sehr viel mehr Potenzial als das, was es bisher war.
Gibt es hier jemanden gegen den du gerne kämpfen würdest?
Jede Herausforderin, die mir den Sieg nehmen will, ist eine potenzielle Gegnerin. Ich habe niemanden speziell im Sinn und bin bereit gegen Jede in den Octagon zu steigen.
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Das Interview mit Anna-Isabella Huebsch führte GFN-Redakteur Alex