Am Samstagabend fand in Bochum die 7. Auflage der Fair Fighting Championship (FAIR. FC) statt. Im ausverkauften RuhrCongress bekamen die zufriedenen Zuschauer 15 Duelle im MMA und K1 zu sehen. Höhepunkte des Abends waren der Main Event zwischen Islam Khapilaev und Agy Sardari und das K1-Duell zwischen Frederic Fraikin gegen den Recklinghausener Frederik Kretschmer. Eine dramatische Schlacht gab es zudem im Duell zwischen dem kurzfristig eingesprungen Dustin Stoltzfus und Selim Agaev zu bestaunen.
Islam Khapilaev gewinnt ersten MMA-Titel
Islam Khapilaev stand am Samstag vor seinem ersten Titelkampf im MMA. Nachdem er schon im K1 sensationell einen Gürtel gewinnen konnte, wollte er endlich auch in seiner Paradedisziplin etwas mitnehmen. Sein Gegner war der brandgefährliche Niederländer Agy Sardari. Gleich von Beginn an lieferten sich die beiden Kontrahenten eine unterhaltsame Schlacht. Khapilaev war sehr fokussiert, besonders nachdem Sardari ihn am Anfang gut treffen konnte. Der Nürnberger erwiderte dies mit schnell vorgetragenen Kombinationen und suchte einige Male den Takedown, der dann beim dritten Versuch auch gelang. Auch am Boden arbeitete der Deutsch-Tschetschene besonnen und klug, wollte nichts überstürzen. Wie sein Trainer Blerim Mehmedi dann auch bestätigte, war das genau der Plan. Nach der dominanten ersten Runde gewann Khapilaev auch die zweite Runde klar und musste in der dritten Runde nur noch aufpassen, nicht einen Knockout oder eine Submission zu kassieren. Tatsächlich übernahm diesmal Sardari das Helft des Handelns und dominierte die dritte Runde im Stand und am Boden. Khapilaev, der für seine Gewichtsklasse sehr muskulös ist, schien übersäuert zu sein. Die Dynamik der ersten beiden Runden war dahin und es wurde ein sehr harter Kampf ums Überleben. Besonders als sich Sardari den Rücken von Khapilaev sichern konnte und den jetzt zu passiven Nürnberger mit Fäusten
eindeckte, wurde es sehr brenzlig und um ein Haar hätte der Referee den Kampf auch abgebrochen. Doch glücklicherweise reagierte Khapilaev auf die Zurufe seines Trainers, wehrte sich mit letzter Kraft und rettete sich zum Schlussgong. Doch am Sieg und dem Titelgewinn gab es nichts zu rütteln. Die ersten beiden gewonnenen Runden reichten aus. Einstimmiger Sieg nach Punkten für Islam Khapilaev.
Performance-Meister Kretschmer schlägt starken Fraikin
Die beste Performance des Abends zeigte der Recklinghausener Freddy Kretschmer gegen einen starken Frederic Fraikin. Im K1-Duell lieferten sich die beiden Athleten einen technisch sehr ansehnlichen Kampf. Fraikins exzellente Muay Thai Fähigkeiten trafen auf einen Kickboxer Kretschmer, der mit seiner Technik und seiner Routine auch im Boxen im Deutschen Halbschwergewicht ein gewichtiges Wort mitreden könnte. Der Mann ist boxerisch eine Augenweide, die Beinarbeit mustergültig.
Freddy holt die Keule raus
Beide Athleten schenkten sich nichts und zeigten sich sehr gut vorbereitet auf dieses Duell. Fraikin hatte zu Beginn die etwas besseren Argumente und traf Kretschmer hart, sodass der smarte Recklinghausener kurz wackelte. Doch beeindruckend, wie er jede Aktion seines Gegners gleich mit eigenen guten Händen beantwortete. Fraikin, der deutlich größer ist, nutze zwar seine Reichweitenvorteile so gut es ging aus, aber die schnell vorgetragenen Konter und Angriffe von Kretschmer mit einigen schönen Treffern konnte er nicht verhindern. Die erste Runde war daher recht ausgeglichen.
Die zweite Runde gehörte dann Kretschmer, der nun die besseren Argumente hatte. Fraikin blieb aber weiterhin gefährlich, traf variabel mit Jab, Kick und Knie. Doch sein Gegenüber war immer einen Deut besser an diesem Abend.
Die dritte Runde brachte kurz vor dem Ende des Kampfes die Entscheidung. Auch in dieser Runde schenkten sich beide Akteure nichts und gaben nach wie vor 100 Prozent. Kretschmer war immer noch der stärkere Mann und musste sich aber weiterhin vor den Kicks und Fäusten von Fraikin in Acht nehmen. Als man sich schon auf eine Punktentscheidung einstellen wollte, packte Kretschmer die Keule aus und verpasste Fraikin ein volles Pfund aufs Kinn, worauf der Kampf dann auch vorbei war.
Sieg durch K.O. in der 3. Runde: Freddy Kretschmer.
Stoltzfus kämpft sich zum Sieg gegen ”Borz” Agaev
Dustin Stoltzfus sprang sehr kurzfristig für Rene Runge ein, der eigentlich gegen Selim Agaev kämpfen sollte. Der schwerere Stoltzfus und Selim Agaev lieferten sich eine nervenaufreibende Schlacht. Zu Beginn war Agaev der aktivere Kämpfer, Stoltzfus schien viel Respekt vor dem Hamburger zu haben. Gerade im Stand hatte Agaev die besseren Aktionen, traf mit einigen knackigen Fäusten und ließ immer wieder sein großes Striker-Repertoire aufblitzen. Ab Mitte der ersten Runde versuchte es Agaev auch Takedown zu setzen, doch die Defense von Stoltzfus hielt. Die Runde ging klar an Agaev, der auch spektakulär in den zweiten Durchgang startete und Stoltzfus mit einem fulminanten Highkick am Kopf erwischte. Gerade als man dachte, dass Agaev nun das Geschehen unter Kontrolle haben würde, wurde er wahrscheinlich übermütig und versuchte nur noch furioser zu agieren und mit teils akrobatischen Takedowns das Ende herbeizuführen. Doch damit brachte sich der gebürtige Tschetschene selbst in Bedrängnis. Plötzlich hatte der US-Amerikaner Oberwasser und kontrollierte das Geschehen am Boden. Agaev rettete sich mit letzter Kraft in die 3. Runde. Der Hamburger war nur noch darauf bedacht zu überleben. Stoltzfus hatte das Ruder in die Hand genommen und brachte Agaev in herbe Bedrängnis, doch selbst einem sicheren Ende durch Rear Naked Choke entkam ”Borz” noch einmal. Am Ende mussten die Punktrichter entscheiden und sie werteten vollkommen richtig auf einstimmigen Punktsieg: Dustin Stoltzfus.
Alexander Vertko erwischt Wolff kalt
Im Duell Alexander Vertko und Pascal Wolff hatte man die Hoffnung, dass der Russe vielleicht nicht so stark ist wie man schon von mehreren Seiten zu hören bekam und Pascal Wolf, der ein guter nationaler Athlet ist, dem Niveau von Vertko gewachsen ist. Um es kurz zu machen, weil auch der Kampf kurz war – der Russe, der für die Gladiators Duisburg antritt, beendete das Duell mit dem ersten Linken Haken und schickte Wolff relativ unsanft schlafen. K.O.-Sieg in der ersten Runde: Alexander Vertko.
Saszik gewinnt auch gegen Terrier Wosnitza
Ein ähnliches Schauspiel lieferte auch Mitveranstalter Kevin Saszik, der mittlerweile unter die Kämpfer gegangen ist, obwohl der Modellathlet auch als Topmodell sicherlich gute Chancen hätte Karriere zu machen. Im K1-Duell stand ihm ”Wadenbeißer” Fabian Wosnitza gegenüber, der deutlich kleiner ist, aber typisch für den Marler, ging er wie ein Terrier in Saszik rein und drängte ihn kurz an die Seile. Doch der Hüne von Lanna Martial Arts Bochum zeigte sich unbeeindruckt. Er schickte mit einem harten Kick an den Kopf den tapferen Wosnitza zu Boden und der Kampf war beendet.
Sieg durch K.O. in der ersten Runde: Kevin Saszik.
Flamur dreht den Kampf
Ein Duell mit einer deutlichen Wendung gab es zwischen Flamur Mehmedi und Redouan Bentalp von MMA Spirit Frankfurt. Den besseren Start hatte Bentalp, der Mehmedi deutlich den Zahn ziehen konnte. Zu diesem Zeitpunkt wirkte der Teamkollege von Islam Khapilaev fast schon eingeschüchtert und hatte keine Argumente gegen die stark eingeleiteten Takedowns und das dominante Game am Boden. Nur mit Mühe und Not rettete sich Mehmedi in die Rundenpause, wo ihm Papa und Coach Blerim Mehmedi die richtigen Worte mit auf den Weg gab. Wie ausgewechselt und deutlich dominanter konnte er diesmal den Takedown abwehren und brachte Bentalp nun seinerseits zu Boden, den er gekonnt mit Ground & Pound bis zum Abbruch durch den Ringrichter durchziehen konnte.
Sieger durch TKO: Flamur Mehmedi.
Nurioglu konsequenter
Mehmet Nurioglu hatte im Duell gegen Michael Dauzenroth den besseren Tag erwischt. Beide Athleten sind seit einiger Zeit zu den Profis gewechselt und wollten nun auch auf der großen Bühne bei Fair.FC ihr Können beweisen. Dauzenroth verlor den Faden, Nurioglu nutzte das gnadenlos aus und mit seinem dominanten Stil beendete er den Kampf am Boden durch TKO für sich. Sieg durch TKO: Mehmet Nurioglu
Arslan verliert gegen Riedewald
Man merkte schnell, dass sich Denis Arslan etwas für den Kampf vorgenommen hatte. Er wollte Dominik Riedewald zeigen, dass er an diesem Samstag Herr im Haus ist. Statt seinen Größenvorteil auszunutzen und aus der Distanz zu arbeiten, holte sich Arslan den ersten Takedown, doch Riedewald war der bessere Grappler und konnte sich aus der Full Mount den linken Arm von Arslan sichern und mit Kimura abschließen. Sieg durch Submission Kimura: Dominik Riedewald.
Celebi kann Negativlauf nicht abwenden
Für Muhammed Celebi hieß es gestern wieder in die Spur zurück zu finden. Der Recklinghausener war vor dem Kampf sehr entspannt und durfte sich berechtigte Hoffnungen auf einen Sieg gegen Elison Gonçalves machen. Typisch Celebi, ließ er direkt die Fäuste fliegen, aber schnell wurde auch klar, dass der Brasilianer auch schnelle harte Fäuste besitzt, vor allem lange Arme, an denen es erst einmal hieß, vorbeizukommen. Celebi konterte den ersten Takedown-Versuch von Gonçalves und arbeitete gut am Boden, aber ohne in die perfekte Situation zu kommen, um den Kampf beenden zu können. Dann geschah genau das, was oft Kämpfern mit mehr Muskelmasse passiert, Celebis Muskeln schienen übersäuert und er rettete sich in den weiteren Runden schwer gezeichnet zum Schlussgong. Eine gewonnene Runde reichte eben nicht, um die zwei schwachen Runden zu kompensieren. Schade, gerade weil Celebi gut im Kampf war, aber anscheinend trotz bester Vorbereitung seine Kräfte nicht gut einteilen konnte. Somit gewann nicht der bessere, sondern der Kämpfer mit der besseren Kondition nach Punkten. Sieg nach Punkten: Elison Gonçalves
Ayvaz geht gegen Kuijpers die Luft aus
Der Niederländer Mitch Kuijpers holte sich den WFMC EM-Titel im K1 gegen Tolga Ayvaz.
Der Kölner Ayvaz war in den ersten zwei Runden der bessere und dominantere Mann, Kuijpers schien dagegen kein Rezept zu haben. Doch ab Runde 3 spielte die Kondition eine wichtige Rolle. Kuijpers übernahm nun das Zepter und drängte den Kölner immer mehr nach hinten. In der vierten Runde war die Batterie von Ayvaz nun endgültig leer und er hatte genug, worauf seine Ecke folgerichtig das Handtuch warf. Mitch Kuijpers gewinnt durch TKO in der vierten Runde.
Zuerker auf der hellwach
Daniel Zuerker wurde für eine kluge Performance gegen Simon im Schaa belohnt. Eigentlich hatte im Bodenkampf der Recklinghausener im Schaa die Kontrolle, doch ein überhasteter Submissionversuch missglückte, was Zuerker für sich ausnutzen und dominant am Boden mit Ground & Pound zu Ende bringen konnte.
Daniel Zuerker gewinnt durch TKO in der ersten Runde.
Elvis lebt!
Elvis Zuhric stand Dino Mavratzotis gegenüber. Bemerkenswert war der Mut von Mavratzotis, der trotz seiner Unterlegenheit nicht aufgeben wollte. Zuhric war an diesem Samstag einfach eine Nummer zu stark, der in Runde 2 den Kampf durch TKO für sich entscheiden konnte. Sieg durch TKO: Elvis Zuhric
Ehmdedov gewinnt entspannt
Favorit Xeyal Ehmdedov gewann wie erwartet gegen Kevin Liedtke vorzeitig durch TKO. Aber nicht durch Schlageinwirkung, sondern weil Liedtke sich bei einem Lowkick verletzte und gleich zu Beginn der ersten Runde aufgeben musste. Sieg durch TKO: Xeyal Ehmdedov
Furkan Güntas stark
Furkan Güntas gewann einen furiosen und sehr unterhaltsamen Kampf gegen Mümin Arslan. Die Punktrichter sahen nach drei Runden Güntas vorne. Sieg nach Punkten: Furkan Güntas
Ertan Bicakci gewinnt klar
Im Eröffnungskampf konnte Ertan Bicakci Rinus Douma einstimmig nach Punkten besiegen.
Grigoryan ohne Gegner
Das lang ersehnte MMA-Debüt von Milo Grigoryan fiel ins Wasser. Innerhalb kürzester Zeit sagten zwei Gegner ab, bzw. von denen sich einer einfach nicht meldete. Unglaublich, Grigoryan war zurecht niedergeschlagen, da der fleißige Athlet sich monatelang umsonst für dieses Duell vorbereitet hatte.