Enfusion bringt Wuppertal zum Beben
In der gut gefüllten Uni-Halle in Wuppertal organisierte am gestrigen Samstag, den 26. Oktober die DK-Fightpromotion die 89. Auflage der niederländischen Veranstaltungsreihe Enfusion. Wir waren für Euch vor Ort und haben einige Highlights zusammengetragen.
Michl kämpft sich in den Kampf
Die Deutsche Michaela Michl traf auf Chelina Chirino aus Curacao. Wer die erste Runde sah, dachte sicherlich, dass der Kampf keine drei Runden andauern würde. Chirino legte ein hohes Tempo vor und Michl fand zu Beginn kaum in den Kampf. Doch mit zunehmender Kampfdauer fand die Deutsche immer mehr zu sich und zeigte, dass sie zurecht in Richtung große Bühne drängt. Nach drei Runden gab es ein Unentschieden, dass man durchaus so geben konnte. In der Zusatzrunde zeigte dann Michl, dass sie nichts dem Zufall überlassen wollte und überrannte ihre Kontrahentin. Somit wurde Michaela Michl die verdiente Siegerin.
Santl weist Kretschmer in die Schranken
Im Kampf zwischen Frederik Kretschmer und Dominik Santl zeigte der großgewachsene Santl schnell, dass er mit seinem Größenvorteil gut umgehen kann. Immer wenn Kretschmer den Weg nach vorne suchte, wurde er mit harten Fäusten und spitzen Knien begrüßt. Santl dominierte von Beginn an und Kretschmer fand keinen richtigen Zugriff. In der zweiten Runde des Kampfes schickte Santl Kretschmer sogar zweimal auf die Bretter. Kretschmer war sichtlich gezeichnet und versuchte sich auf den Beinen zu halten. Als Santl dem Mann aus dem Ruhrgebiet in der dritten Runde noch zweimal den Weg zum Boden zeigte, war der Kampf gelaufen. Der ”Domi-Nator” machte seinem Namen alle Ehre und Kretschmer konnte nicht an früher gezeigte Leistungen anknüpfen.
Zwischenzeitlich kam es zu Tumulten außerhalb des Rings. Teile der Ringecke Kretschmers vom Amrani Palace lieferten sich ein Handgemenge mit einem anderen Gym und das während des Kampfes ihres Schützlings. K1 -egende Kamal el Amrani hatte alle Hände voll zu tun, alle zu beruhigen und seinen Mann im Ring zu coachen. Unschöne und vor allem unnötige Szenen.
Allouss setzt sich gegen starken Kasachen durch
Karim Allouss vs. Artur Scherer war ein Match, dass Kenner der Szene bereits im Vorfeld ins Auge gefasst hatten. Allouss begann früh die Beine und den Körper des Kasachen zu attackieren, da dieser deutlich größer ist. Scherer hingegen versuchte Allouss auf Distanz zu halten und konnte ein paar Nadelstiche setzen.
In der zweiten Runde schaffte es Allouss seinen Gegner ein ums andere Mal mit harten High-Kicks zu beeindrucken. Er landete die klareren Treffer wobei Scherer vor allem im Clinch mit seinen Knien gefährlich blieb. Beide Kämpfer schenkten sich nichts und es wurde zu einer echten Materialschlacht. In der dritten Runde ging es um Alles oder Nichts. Als Scherer dann unabsichtlich einen Spinning-Elbow landete, wurde ihm richtigerweise ein Punkt abgezogen.
Somit war alles klar und Allouss fuhr den Sieg nach Punkte nach Hause.
Andre Langen mit Herz eines Löwen
Der Einlauf des Abends kam sicherlich von Luciano Winter. Er tanzte gekonnt zum Ring, vermutlich hätte er sich die Luft für den Kampf sparen sollen, denn es sollte sich rächen. Zunächst startete er gut in die erste Runde. Die zweite Runde war relativ ausgeglichen mit leichten Vorteilen für den Deutschen Andre Langen. In der dritten Runde verprügelte Langen Winter, der einen heftigen Schlaghagel auf den ”Tänzer” niederließ. Winter spuckte sogar seinen Mundschutz aus um Zeit zu schinden.
Am Ende entschieden die Ringrichter auf Unentschieden. Es ging also in die Verlängerung. Dort zeigte Langen das Herz eines Löwen, der sichtlich den Kampf unbedingt gewinnen wollte. Er trieb seinen Gegner vor sich her und traf und traf. Letztendlich sahen es auch die Kampfrichter und Langen gewann den Kampf verdient.
Tüysüz siegt durch harte Tritte
Murat Tüysüz gehört zu den Juwelen des Elite Fight Teams. Der Türke zeigte einmal mehr, wie leicht K1 aussehen kann. Er deckte von Anfang an, den gesamten Körper seines Gegners Seiff Harnafi aus Marokko mit Schlägen und Tritten ein und wich selbst den Angriffen gekonnt aus. In der zweiten Runde konzentrierte er sich auf das Bein seines Gegners und schaffte so den vorzeitigen Sieg via Lowkick-KO. Starke Leistung von Tüysüz, dem man zu so einer tollen Performance nur noch gratulieren konnte.
Frauen fahren die Krallen aus
Das Hauptprogramm begann gleich mit einem Titelkampf der Damen. Die Spanierin Christina Morales forderte die amtierende Championess Georgina van der Linden heraus. Es sollte ein wahrer Krimi werden, der enger kaum hätte sein können. Beide Kämpferinnen schenkten sich nichts und zeigten, dass K1 auf Weltklasse Niveau keine Seltenheit bei Frauen ist. Nach fünf Runden kam es dann auf die Punktrichter an. Diese sahen den Kampf auch denkbar knapp. Am Ende gab es eine Überraschung. Die Frau aus Spanien durfte sich den Enfusion-Gürtel umschnallen und sich nun Weltmeisterin nennen.
Bruhl verliert unglücklich
Andrej Bruhl ist einer der erfahrensten Kämpfer im Geschäft. Er zeigt noch heute gerne den jungen Leuten wo es lang geht. Mit Diego Freitas hatte er ein aufstrebendes Exemplar vor den Fäusten gehabt. Im Kampf startete Bruhl, wie man es von im gewohnt ist, furios. Schnelle Fäuste und ein Kick zum Abschluss gaben direkt den Ton an. Allerdings war Freitas auch für eine Überraschung zu haben. Mit einem Highkick, den niemand kommen sah, ging Bruhl kurz zu Boden. Er wurde angezählt, sammelte sich und war sofort wieder da. Von da an dominierte er seinen Gegner von der iberischen Halbinsel. Freitas machte zwar mit und konnte gelegentlich Nadelstiche setzen, doch die klareren Treffer lagen deutlich bei Bruhl. Es war ein toller Kampf auf ganz hohem Niveau, an dessen Ende ein glücklicher Portugiese stand, dem der Kampf zugesprochen wurde. Schade für Bruhl, der den Sieg auch verdient gehabt hätte.
Semeleer ist Kämpfer des Abends
Der Italiener Davide Armanini und der amtierende Enfusion König bis 75 Kg Endy Semeleer aus Holland sorgten für einen weiteren Superfight des Abends. Der Mann aus Südeuropa wird wegen seiner KO-Kraft gefürchtet. Allerdings zeigte ”Bad News” Semeleer schnell, warum er der Champion ist. Die erste Runde begann noch sehr verhalten. In der zweiten Runde drehte der Niederländer auf und Armanini geriet schwer unter Druck. In der dritten Runde sorgte der Niederländer für zwei Niederschläge, von denen sich der Italiener nicht mehr erholen konnte. Am Ende der Veranstaltung bekam Semeleer für seine Leistung noch einen Scheck überreicht und wurde als ”Kämpfer des Abends” ausgezeichnet.
Spanier entthront Boubkari
Im Titelkampf der schweren Jungs bis 95 Kg entthronte der Spanier Moises Baute den amtierenden Champion Mohamed Boubkari. Wir haben selten eine so dominante Vorstellung eines Contenders gesehen. Baute hat den Champion fünf Runden lang verprügelt und vor allem kaputt getreten. Der Marokkaner hatte an diesem Abend nicht den Hauch einer Chance. Er selbst wirkte bereits in der dritten so, als hätte er aufgegeben. Boubkari kam nicht in den Kampf. Der Spanier zeigte eine gute Beinarbeit, variierte die Distanz und traf nach belieben. Ab der vierten Runde spielte er nur noch mit dem Titelträger und stahl ihm nach seinem Punktsieg eindrucksvoll den Gürtel.
Ozcan beendet spanische Nacht
Nach Baute wollte dessen Landsmann Edye Ruiz im Hauptkampf des Abends den Enfusion Champion bis 72,5 Kg, Tayfun Ozcan den Titel abluchsen und so für eine spanische Nacht in Wuppertal sorgen. Tatsächlich hatte der als ”Turkish Turbine“ bekannte Mann vom Bosporus leichte Probleme gegen den groß gewachsenen Spanier. Als Ruiz dann aber anfing mit dem Türken, der in den Niederlanden geboren wurde, zu ”Ballern”, merkte er schnell, dass das keine gute Idee war und machte Bekanntschaft mit dem Boden. Von da an dominierte der Champion im Superfight und gewann verdient und ungefährdet den Kampf.
Momo Sa aus Wuppertal
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Enfusion 89 | 26.10.2019 | Uni-Halle Wuppertal
Die Ergebnisse im Überblick:
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Gordon Kalakyhan bes. Oktan Celikdal via unanimous decision
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Michaela Michl bes. Chelina Chirino via unanimous decision nach extra Runde
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Gokhan Boran bes. Zacky Derouich via unanimous decision
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Dominik Santl bes. Frederik Kretschmer via KO Runde 3
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Karim Allouss bes. Artur Scherer via unanimous decision
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Andre Langen bes. Luciano Winter via unanimous decision nach extra Runde
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Murat Tüysüz bes. Seiff Harnafi via TKO Runde 2
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Christina Morales bes. Georgina van der Linden via split decision
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Bilal Loukili bes. Marvin Monteiro via unanimous decision
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Diego Freitas bes. Andrej Bruhl via unanimous decision
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Endy Semeleer bes. Davide Armanini via TKO Runde 3
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Moises Baute bes. Mohamed Boubkari via unanimous decision
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Tayfun Ozcan bes. Edye Ruiz via unanimous decision