Mehr Respekt für Daniel Cormier
von Remo Kelm
Pfiffe beim Einmarsch, Schmäh-Gesänge im Oktagon und Buh-Rufe auf Pressekonferenzen. Wo Daniel Cormier auch auftaucht und was immer er auch tut, er erntet stets negative Reaktionen. DC mag nicht der talentierteste MMA-Fighter der Welt sein. Stattdessen resultiert sein Erfolg aus langjähriger, überaus harter Arbeit. Dennoch schlägt ihm immer wieder eine Welle der Ablehnung entgegen. Doch woran liegt das? Der Grund dafür ist für mich ebenso wenig nachvollziehbar wie die GEZ-Gebühr, mein letzter Steuerbescheid und der Hype um Justin Biber. Jedoch möchte ich versuchen, dieses Mysterium zu ergründen.
Zu verkrampft?
Das Geheimnis seines Erfolges ist wohl zugleich auch der Grund für die Antipathie, die ihm immer wieder entgegenschlägt. Es ist seine Verbissenheit, der Beste der Welt sein zu wollen. Cormier hat eigentlich alles, was ein Star braucht. Er ist einer der härtesten Arbeiter im MMA-Zirkus, weiß
sich eloquent zu artikulieren, liefert im Oktagon stets erstklassige Leistungen ab und ist regelrecht besessen von dem Gedanken, sich permanent zu verbessern. Diese Eigenschaften haben ihn zum eindeutig besten Halbschwergewichtler nach seinem ewigen Rivalen Jon Jones gemacht. DC hat alles aus dem Weg geräumt, was sich ihm in die Quere gestellt hat. Außer Jones. Er hat Anthony Johnson, den gefürchtetsten Puncher im MMA, der durch das Feld der LHWs gepflügt ist wie eine Naturgewalt, zweimal getappt und deutlich demoralisiert. Aber nicht Jones. Er hat gestandene Heavyweights wie Puppen durch die Luft geschleudert und das LHW unterjocht. Aber eben nicht Jon Jones.
Cormiers Nemesis
Und genau das ist Cormiers Dilemma. „Bones“ Jones war bisher der Einzige, der DC seine Grenzen aufzeigen konnte. Daniel Cormier ist besessen von Jon Jones und die Tatsache, dass er, der skandalfreie, ehrliche Arbeiter wohl einfach nicht an einem Jones vorbei kommt, der nicht gerade als Fleißmeise bekannt ist und den Sport zuweilen nicht ernst zu nehmen scheint, frisst ihn offenbar innerlich auf. Jones, der in regelmäßigen Abständen für Schlagzeilen außerhalb des Oktagons sorgt, kann diese mangelhafte Einstellung immer wieder durch sein gigantisches Talent kompensieren. Das passt so gar nicht in Cormiers Welt, in der Erfolg nur durch harte Arbeit und Disziplin erreicht werden kann. Dass ein Jon Jones dennoch über ihm steht, grämt ihn. Dadurch wirkt Cormier oftmals genervt, verkrampft und dünnhäutig. Ein vergleichsweise cooler und ausgeglichener Jones scheint dadurch sympathischer weil freundlicher. Cormier fehlt einfach dieses gewisse Maß an Lockerheit und Coolness.
DC der einzige Fighter, der Bones Jones besiegen kann?!
Am kommenden Wochenende hat DC nun endlich die Gelegenheit, seine „Jones-Psychose“ ein für alle Mal aus seinem Kopf zu verbannen und nach 2,5 Jahren diesen einen Makel in seinem Kampfrekord und in seiner Reputation auszumerzen. Erst dann kann er ohne die Dämonen leben, die ihm seit seiner Niederlage an diesem 3. Januar 2015 im Kopf umherspuken. Ob das gelingt, darf bezweifelt werden. Die Chance jedoch, Jones zu schlagen, war niemals größer als jetzt. Während Cormier einen Top-Contender nach dem anderen aus dem Weg geräumt hat, war Jones` einziges Zeugnis innerhalb des Oktagons seit dieser Zeit ein wenig glanzvoller Punktsieg gegen OSP im April letzten Jahres. Ein Kampf in 2,5 Jahren, während Cormier voll im Saft steht. Die Chance auf einen Sieg also wird vermutlich niemals mehr günstiger sein. Das weiß sicherlich auch DC und steht deshalb unter einem enormen Druck. Sollte er Jon Jones auch dieses Mal nicht besiegen können, wann dann? Wenn allerdings jemand das nötige Rüstzeug mitbringt, “Bones” Jones vom inoffiziellen Thron zu stoßen, dann wohl nur ein Daniel Cormier.
Ein Plädoyer für die Sportlichkeit!
Unabhängig vom Ausgang des Kampfes wünsche ich mir persönlich mehr Respekt und Anerkennung für Daniel Cormier und seine Leistungen. Man muss ihn als Person nicht mögen, wohl aber gebietet es die sportliche Fairness, seine Errungenschaften, seinen Ehrgeiz, seine Disziplin, seine Leistungen und seine absolute Hingabe für den Sport anzuerkennen.
Auch deshalb und ohne Jon Jones gleichzeitig herabzuwürdigen positioniere ich mich hier klar pro DC! Team Cormier all day!